Sonntag, 12. November,
20.00 Uhr

Klosterkirche

Vielsaitige Virtuosen

KONZERT

Gitarrenspiel in vollendeter Form

Das Zusammenspiel von Cello und Gitarre klingt nicht nur, es macht auch Spaß. Das bewiesen Michael Tröster und Wolfram Geiss in ihrem virtuosen und kantablen Zusammenenspiel in der Klosterkirche in Altmorschen.

ALTMORSCHEN • Seit vier Jahren musizieren Michael Tröster undWolfram Geiss in einer nicht alltäglichen Besetzung, die sich sprichwörtlich „vielsaitig" darstellt. Das Konzert am Sonntag in der Altmörscher Klosterkirche hätte unter zwei Worten stehen sollen: nicht nur vielsaitig, sondern auch vielseitig wäre zu sagen angebracht gewesen. Gab es doch Musik aller Epochen zu hören.

Michael Corette (1709-1795), ein französischer Komponist, lebte in einer Zeit, wo sich die höfische Musik mit der volkstümlichen vermischte. In der Sonata Nr.VI, mit den Sätzen Allegro moderato, Aria und Giga, hatte die Gitarre den Part des basso continuo. Mit Nuancenreichtum und Zartheit wurde dieses Stück vorgetragen.

Die Suite von Johann Sebastian Bach (1685-1750) für Cello Solo wurde von Wolfram Geiss mit schlichter Innigkeit gespielt. Die Werke Bachs für Solo-Instrumente beinhalten eine Mehrstimmigkeit, die durch das gefühlvolle Spiel transparent wurde. Mitreissend und mit viel Elan wurden die Zuhörer mit der Suite von Leonard Bernstein (1918-1990) in die Welt des Musicals verführt.

DieWest Side Story mit ihren zu Klassikern gewordenen Stücken wie „Maria" oder „America" ist das dritte und erfolgreichste Musical des amerikanischen Komponisten, das den Romeo-und-Julia-Stoff in das New York der 50er Jahre überträgt. Die Kombination Gitarre und Cello ist dabei so fremd nicht, hatte Bernstein sie doch für seine ursprüngliche Besetzung auch vorgesehen, zusammen mit Blech- und Holzblasinstrumenten, einem Klavier, einer Geige und einem Schlagzeug.

Hier nun erfüllten beide Saiteninstrumente alles: Melodie und Begleitung wurden zwischen den beiden Spielern wie Bälle hin- und hergeworfen, intemperamentvollem, gemeinsamen Musizieren. Das einzig original für diese Besetzung komponierte Stück an diesem Abend: das Potpourri von Justus Johann Friedrich Dotzauer (1783-1860), einem Frühromantiker, der sogar in Kassel als Solocellist tätig war: in eben demselben Orchester, dem Wolfram Geiss heute angehört.

Mit ausgedehntem, gleichmässig schönem Kantilenenspiel wurden der romantische Ton, Lieblichkeit und Heftigkeit zur Geltung gebracht. Michael Tröster's zwei Etüden und das Prelude Nr. 1 lassen nichts an technischen Schwierigkeiten aus, die eine Gitarre zu bieten hat. Unglaublich, wie leicht und virtuos diese bewältigt wurden. Gitarrenspiel in seiner vollendeten Form war zu hören, mit technischer Eleganz wurden verschiedene Stimmungen präsentiert.

Das Prelude wurde in improvisatorischer Freiheit vorgetragen. Die „Canciones populares Espanolas" - spanische, populäre Volkslieder - von Manuel de Falla (1876-1946) sind nicht für Gitarre, sondern für Klavier und Gesang komponiert. Stolz und Leidenschaft, erregende Rhythmen und temperamentvolle Melodien sind typisch für die spanische Volksmusik. Dass man dies auch mit dieser ungewöhnlichen Instrumentalkombination hervorragend bewältigen kann, hörte man im letzten Stück an diesem Abend.

Schluchzen und Wehklagen, Lachen und Freude, Trauer und Schmerz - temperamentvoll liessen die beiden Instrumente die spanische Volkseele aufleben. Hervorragend, dieses Konzert, das mehr Zuhörer verdient hätte. Begeisterter Beifall und eine Zugabe, dem Raum gemäss: „A Prayer" von Frederic Hand. Agnes Dürr


Wolfram Geiss (Violoncello) und Michael Tröster (Gitarre), beide aus Kassel, spielen Werke von Johann Sebastian Bach, Michel Corrette, J.J.F. Dotzauer, Isaak Albinez und Manuel de Falla.

Musik für Gitarre und Violoncello

Mit dem Ensemble "Cellikatessen" hat sich der Cellist Wolfram Geis einen Namen gemacht.
Der Gitarrist Michael Tröster, der an der Musikakademie Kassel lehrt, erhielt 1997 für seine Solo-CD "El Decameron Negro" den "Echo Klassik Preis", ein Jahr später den französischenSchallplattenpreis "Diapason d'or".

Wolfram Geiss, Violoncello

  • Erster Cellounterricht in Mainz, "Jugend Musiziert" - Preise.
  • Studium in Frankfurt bei Alexander Molzahn, in Freiburg bei Christoph Henkel und in Bloomington Ind. mit DAAD und Rotary
  • Stipendium bei Janos Starker.
  • Erste Preise beim Indiana - University -Cello Competition und bei Indianapolis - Matinee - Competition.
  • Bei internationalen Kammermusikwettbewerben: Zweiter Preis Colmar, erster Preis Florenz und Paris.

Als Solist trat er mit Dirigenten wie Janos Kulka, Adam Fischer, Woldemar Nelsson, Hans Wallat, Peter Schneider, Jeanpierre Faber auf. Kammermusikverpflichtungen führten ihn durch Europa und Amerika.
Als Solocellist war Wolfram Geiss u.a in Stuttgart (Bach - Akademie, Helmuth Rilling), in Eisenstadt (Schloß Esterhazy, österreichisch - Ungarische -Haydnphilharmonie ), beim internationalen Mahler - Fest, Kassel und viele Jahre in Bayreuth. Sein relativ junges Ensemble " Cellikatessen " konnte bei Rundfunkaufnahmen und Konzerten in Dresden, Berlin, Hamburg und München ein begeistertes Publikum gewinnen.

Michael Tröster
gehört zu der kleinen Elite von Konzertgitarristen die slch international behaupten können.“ Musikmarkt 6/93

New York - Tokio - London - Paris - München - Seoul - Zürich - St. Petersburg Berlin sind als kleine Auswahl seiner Konzertplätze zu nennen.
Ob in der Berliner Philharmonie, in der New Yorker Carnegie-hall oder beim „open air" Konzert in der Wüste einige Kilometer von Dubai entfernt, der Künstler und seine Gitarre finden die richtigen Töne das Publikum zu fesseln und mitzureißen. 26 Veröffentlichungen auf CD und LP, darunter 9 Soloalben, Solokonzerte mit Orchester und Kammermusikproduktionen in verschiedensten Besetzungen festigen seinen hervorragenden künstlerischen Ruf.