Montag, 11. Dezember 2000, 19.00 Uhr Haydauer Uweltforum Rüdiger Nehberg berichtet über seinen |
Rüdiger Nehberg berichtet über seinen Kampf für die bedrohten Yanomami in Brasilien Wieder befasst sich das Haydauer Umweltforum in seinem neuen Vortrag mit der Bedrohung von Kulturen, die noch im Einklang mit ihrcr natürlichen Umwelt leben. |
PROGRAMM 19.00 Uhr Uhr Begrüßung und Einführung: 19.15 Uhr Vortrag: Rüdiger Nehberg berichtet über seinen Kampf für die bedrohten Yanomami-Indianer in Brasilien und sein Eintreten fur Lebensweisen, die sich mehr an der schonenden Nutzung natürlicher Ressourcen orientieren. Anschließend: Fragen und Diskussion |
Eintritt: DM 10,- Kartenvorverkauf ab 1. November 2000 bei den Geschäftsstellen der Kreissparkasse Schwalm-Eder Der Erlös ist für die Förderung einfacher Solartechnik in Afrika bestimmt. |
Rüdiger Nehberg Er kann packend erzählen und hat zahllose lustige Anekdoten im Gepäck. Mal atemlos, mal mit fröhlichem Lachen verfolgten die Besucher die Erzählungen des kleinen Mannes mit den unternehmungslustig funkelnden Augen. Ganz anders wurde einigen, als Nehberg mit Lichtbildern untermauert schilderte, wie er bei seinem Überlebenstripp durch Deutschland einer Ringelnatter den Frosch aus dem Schlund presste, um ihn selbst zu essen. Oder als er zeigte, wie ein Österreicher ein Schlange durch die Nase hinein und zum Mund wieder hinausführt. Oder wie er sich bei den Kampfschwimmern der Bundeswehr auf diverse Atlantik-Überquerungen vorbereitete. Quer über Atlantik Jetzt hat der 65-Jährige einer fundamentalen Menschenrechtsverletzung" den Kampf angesagt. Täglich werden, so berichtete Nehberg, weltweit rund 5000 Mädchen auf qualvolle Weise beschnitten. Mit oft rostigen Rasierklingen werden den Kindern im Alter von acht Jahren ohne Betäubung Klitoris und Schamlippen abgeschnitten. Die Wunde wird mit Akaziendornen zugenäht, bis sie bis zu einer oft nur noch erbsengroßen Öffnung zusammengewachsen ist. Die Mädchen leiden schreckliche Qualen,werden zu Empfängnis und Geburt geöffnet, danach wieder zugenäht und dies alles vorgeblich im Namen des Korans. Hilfe für Afrika
Der gemeinnützig anerkannte Verein Sonnenenergie für Westafrika e.V." unterstützt in aktiver Zusammenarbeit mit der Association pour la Promotion de l' Exploitation de l' Energie Solaire (APEES) örtliche Partnerwerkstätten beim Bau und Vertrieb von Solarkochern und einfacher photovoltaischer Systeme, die
die Abholzung im Sahel für Brennzwecke entbehrlich machen sollen und
den Solarstrom für Leben, Arbeiten, Schule, Kommunikation und medizinische Versorgung auf Kosten anderer Energieträger fördern.
Bisher konnten bereits über 500 Solargeräte durch Partnerschaften aus Europa finanziert werden. Der Nutzer kann das Geld ratenweise abzahlen; die Rückflüsse ermöglichen den Ausbau dieser neuen Erwerbswirtschaft.
Kampf gegen Verstümmelung
Doch vor allem hat er ernste Anliegen: Survival-Pabst Rüdiger Nehberg hat derVerstümmelung von Mädchen in Afrika den Kampf angesagt und bittet um Hilfe dabei.
MORSCHEN Er springt von einem Fuß auf den anderen, hockt sich nieder, hüpft auf einem Bein, schneidet Grimassen und schlägt sich die Hand aufs kahle Haupt: Wenn Rüdiger Nehberg erzählt, tut er das mit gleichem Körpereinsatz, mit dem er durch Dschungel und Wüste streift oder den Atlantik auf den wunderlichsten Gefährten quert.
Doch spektakuläre Aktionen sind für den inzwischen 65-jährigen Überlebenskünstler und Umweltaktivisten nie Selbstzweck sondern stets professionell eingesetzte Mittel, um die Aufmerksamkeit möglichst vieler Menschen auf Missstände zu lenken.
Dies gelang dem Hamburger Bäckermeister auch am Montag beim 4. Haydauer Umweltforum, das von der Gemeinde Morschen, der Kreissparkasse, dem Schwalm-Eder-Kreis und dem Hessischen Forstamt Spangenberg veranstaltet wurde. Rund 160 Besucher füllten den Saal im Kloster Haydau bis zum Rand, einige mussten sogar wieder nach Hause gehen.
Gleich drei Mal schaffte der dabei stets seekranke Nehberg die 4000-Kilometer-Fahrt über den großenTeich": mal imTretboot, mal auf einem Floß, mal auf einem riesigen Baumstamm. Über 20 Jahre lang setzte er sich mit derart spektakulären Aktionen für das Lebensrecht und die Dschungelwelt der Yanomami-Indianer in Brasilien ein. Mit Erfolg: Endlich scheint das Lebensrecht der Naturvölker im Regenwald Südamerikas gesichert.
Hilfsorganisation
Die von Nehberg gegründete Organisation Target" (Englisch für Ziel) sucht vor allem in islamischen Ländern Unterstützung im Kampf gegen die Beschneidung, die nirgends im Koran gefordert werde. Nehberg hat dazu zwei Kernsätze formuliert, für deren Unterzeichnung er kämpft: Wer Frauen verstümmelt, verhöhnt Allahs perfekte Schöpfung. Wer die Frauenverstümmlung mit dem Koran begründet, diskriminiert die Weltreligion Islam".
Auch in Morschen ersparte der Umweltaktivist seinen Zuhörer nichts. Mit schonungslosen Bildern und Berichten warb er für Unterstützung im Kampf gegen die Beschneidung.
Nach dem rund 90-minütigen Vortrag signierte Rüdiger Nehberg viele seiner zahlreichen Bücher und stellte sich dem Gespräch mit den Besuchern. Die machten reichlich davon Gebrauch und erlebten den prominenten Gast als ausgesprochen auskunfts- und kontaktfreudig.
Landrat Jürgen Hasheider hatte Nehberg und die Besucher begrüßt. Der Erlös aus dem 4. Haydauer Umweltforum, so Hasheider, solle nach Afrika fließen. Dort, in der Sahelzone, solle es in Melsungens Partnerstadt Koudougou in Burkina Faso und in anderen Ländern für den Kauf von Solarkochern verwendet werden.
(tom)