Von „Café Wien" bis„Tango-Bar"

Ausführende:
Henning Vater, Violine
Eva Gerlach, Klavier

Mit Werken von Fritz Kreisler, Ravel, Piazzola, Heifetz-Bearbeitungen u.a.

Konzert am 20. Oktober 2002 im Engelsaal,
Kloster Haydau, Altmorschen


Beginn des Konzertes: 17 Uhr
Ab 16 Uhr Cafehausstunde
Entritt incl. Kaffee und Kuchen: 8,50 Euro
Veranstalter: Kulturring Morschen

Das Duo Henning Vater, Violine/Eva Gerlach, Klavier wartet in seinen Konzerten mit musikalischen Leckerbissen der besonderen Art auf:
Fernab vom klassisch/romantischen Sonatenvortrag entführt es uns in die verrauchte Welt der Salons zweier Kulturmetropolen: zunächst das Caféhaus Wiens um die Jahrhundertwende (die Welt des Walzers, des virtuosen Genre-Stückchens, die augenzwinkernden Miniaturen des großen Geigers Fritz Kreisler), und dann traditionell und doch sehr aktuell - der Tango Argentino aus den Armenvierteln von Buenos Aires, stilisiert und salonfähig gemacht im Tango Nuevo durch den Komponisten und Bandoneonspieler Astor Piazzola, dem die Künstler besondere Aufmerksamkeit schenken. Kleine Zynismen stehen neben schmachtvollen musikalischen Liebeserklärungen meditative Stillleben neben rhythmischem Feuer, volksliedhafte Frömmigkeit neben lustvoller Sinnlichkeit. Bekannt wurde das Duo durch klassische Sonatenabende mit Schwerpunkt auf der Romantik und des Impressionismus. Brahms, César Franck, Grieg, Debussy und Ravel zählen zu seinen bevorzugten Komponisten.

Henning Vater wurde in Kiel geboren. Er studierte in Detmold bei Lukas David, Volker Worlitzsch und Young-Uck Kim und nahm an diversen Meisterkursen teil. Als erster Geiger des Waldstein-Quartettes errang er 1988 den zweiten Preis bei Internationalen-Streichquartett-Wettbewerb Bubenreuth. Weiterhin war er Mitglied der Deutschen Bachsolisten, 1. Geiger der Deutschen Kammerakademie Neuss, Konzertmeister der Westfälischen Kammerphilharmonie Münster und der Musicalproduktion „Sunset Boulevard" Niedernhausen.
Seit 1995 ist er Leiter und Konzertmeister des Göttinger Barockorchesters (historische Instrumente). Vermehrt widmet sich Henning Vater auch Improvisations- und Jazzproduktionen. Er gab bisher Solo- und Kammerkonzerte in Europa, Süd- und Mittelamerika und ist weiterhin durch Kammermusikproduktionen für den WDR und Live-Mitschnitte des NDR bekannt.

Eva Gerlach, 1966 in Wolfhagen geboren, wurde bereits in Kindertagen durch Instrumentalunterricht in den Fächern Klavier, Orgel, Cello und klassische Gitarre gefördert. Im Alter von 12 Jahren begann sie die kirchenmusikalische Ausbildung an der „Kirchenmusikalischen Fortbildungsstätte" in Schlüchtern, die sie mit der C-Prüfung zur Organistin und Chorleiterin 1981 abschloss. 1985 begann sie ihr Kirchenmusik- und Klavierstudium bei Prof. Weinberger und Johannes Jensen an der Musikhochschule in Detmold. Seit 1986 findet ihre Leidenschaft für die Musik in einer umfangreichen Konzerttätigkeit als Solistin, Liedbegleiterin und Kammermusikpartnerin Anerkennung bei den Freunden klassischer Musik. 1991 wurde sie Leiterin der Kantorei der Stiftskirche Rotenburg; 1999 übernahm sie die Leitung der Melsunger Musikantengilde. Beide Chöre führen regelmäßig große oratorische Werke auf, die von der Rotenburger Kammerphilharmonie begleitet werden, einem professionellen Orchester, das Eva Gerlach 1995 gründete. 1998 wurde ihr durch Bischof Martin Zippert und Landesmusikdirektor Martin Bartsch auf Grund ihres Engagements der Ehrentitel „Kantorin" verliehen.

PRESSESTIMMEN

Wiener Schmäh und Tango-Musik im Krankenhaus
Hessisch-Niedersächsische Allgemeine 28. März 1999

"Eva Gerlach und Henning Vater begeisterten das Publikum mit ihrer Musik. Wenn die linden Frühjahrsdüfte noch auf sich warten lassen und man sich drinnen statt draußen entspannen muss, haben es die Wiener leicht. Sie gehen ins Kaffeehaus und lauschen wohlklingender Kaffeehausmusik. Was den Wienern recht ist, war den heimischen Musikliebhabern billig. Doch statt ins Kaffeehaus strömten sie ins Rotenburger Krankenhaus, wo im Foyer desselben Eva Gerlach am Flügel und Henning Vater (Violine) zu einer musikalischen Soiree eingeladen hatten. Herz, Schmerz und Leidenschaft, musikalisch verpackt sicher auch an diesem Ort für Besucher und Patienten gleichermaßen trefflich konsumierbar, stellten die beiden Tonkünstler z.unächst in seiner harmonischsten Form, den Melodien so bekannter Musiker wie Johann Strauß sowie den Kompositionen des Geigers Fritz Kreisler vor.

Bei den leichtverdaulichen, dennoch gehaltvollen Anfangsstücken hielten sich Musikalität und Technik die Waage, und das Publikum konnte die Souveränität bewundern, mit der Eva Gerlach und Henning Vater alle in den Stücken durchaus angelegten sentimental-schnulzigen Untiefen souverän umschifften. Beide harmonierten perfekt, schwer zu sagen, wer gerade den Ton vorgab und wer lediglich darauf reagierte. Nach so viel Wiener Schmäh steuerte das Duo nach der Pause rauhere musikalische Fahrwasser an. Es ging über den großen Teich, zunächst nach Nordamerika. Beschwingt daher kam "lt ain't necessarily so" von Gershwin/Heifetz und "Jeannie with the light brown hair" (Foster/Heifetz). Mit seiner Einführung wies Henning Vater auf die dunklen Elemente der nachfolgenden Tango-Kompositionen hin, die von schwüler Leidenschaft und Erotik künden. Als Erneuerer des Tango gilt Astor Piazolla, dessen "Grand Tango" mit den populären Banalitäten des "Lambada" wenig gemein hat Piazollas Vorliebe für verquere Läufe und ungewöhnliche Harmoniefolgen verlangt hohes technisches Können von den Interpreten.

Eva Gerlach und Henning Vater machten die Zuhörer auf Anhieb mit dieser Musik vertraut. Sie wurde im besten Sinne des Wortes nachfühlbar für das Publikum, das die Künstler mit einem Riesenapplaus bedachte. Die revanchierten sich mit zwei Zugaben: zum Ausgang gab es den "Kleinen Wiener Marsch" von Fritz Kreisler."


Cafehausmusik mit Esprit und Temperament

Salonmusik aus frühem 20. Jahrhundert im Engelsaal des Klosters Haydau


ALTMORSCHEN. Schon mit 1 den ersten Tönen haben sie das
Publikum im Engelsaal des Klosters Altmorschen am Sonntag in ihren Bann gezogen: Eva Gerlach am Klavier, schlug die ersten Takte von J. Heifetz' Bess, You Is My Woman Now an und Hennig Vater kam auf der Violine spielend durch den Raum, nahm die Zuhörer mit hinein in die Salonmusik aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts.

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Menschliche Gefühle zum Klingen gebracht
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Hier, mitten im Publikum, werden menschliche Gefühle zum Klingen gebracht. Herzschmerz, Sehnsucht, Trauer Liebesleid und Liebesfreud finden ihren Ausdruck in Kompositionen und Bearbeitungen voller schluchzen seufzen, lachen und weinen.

Mit Esprit und Temperament interpretierte das Duo die Musik, leicht zu genießen, aber voller Anforderungen an die Interpreten. Es bedarf einer guten Übereinstimmung und großer Virtuosität, um Tempiwechsel, glissandi und
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Die Spieltechniken der Geige ausschöpfend
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Spielfiguren in Einklang zu halten, diese Spannung zwischen Innehalten und Vorangehen zu finden, dass es klingt, als sei alles mit einem Augenzwinkern dargeboten.
Fritz Kreisler ist Hauptkompositeur in diesem Genre. Seine zahlreichen Bearbeitungen und eigenen Kompositionen sind mit stilistischerVielfalt arrangiert.
Rhythmisch und mit kleinen Spielfiguren, mit Fide-Technik in Molly on the Shore aus Irland; Schluchzend in Danse Espagnol Andaluse, wienerisch-schmalzig und zuckersüß in „Hat ein blaues Himmelbett" oder „Geh'n wir heut Nacht ins Chambre Separet"; Amüsant die Polichelle, rhythmisch-jauchzend der Italian Polka, eigenwillig der Tambourin Chinoise.

Auch Jascha Heifetz transkripierte vieleWerke für Violine und Klavier. Aus den Fugen geratende Lebensfreude in der brasilianischen Melodie Ao pe da Fogueira, aus Mexiko Estrella .
Maurice Ravel komponierte Tzigane zu Ehren einer Geigerin, die er in Paris gehört hatte. Die Spieltechniken der Geige ausschöpfend, spannt
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Der große Tango fasst alle Gefühle zusammen
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dieses Stück den Bogen von himmlischer Seligkeit über Rasen, Tanzen und Innehalten zu Bodenständigkeit.
Manuel de Fallas Danse Espagnol ist ein stilisiertes Stück andalusischer Tanzmusik. Sehnsucht kommt zum Ausdruck in der Suite aus Cinema Paradiso, einer Filmmusik von E. Morricone.
Zum Abschluss noch einmal alle Gefühle in einem einzigen Stück zusammengefasst: Le Grand Tango von Astor Piazzola. Im Tango liegt die ganze Welt, hat Guidon Kremer einmal gesagt. ImVolk ist er entstanden, der Tango, Protest gegen die herrschende Klasse, alles darstellend, was das Leben der Armen aus
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Alle Gefühle in einem Stück
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machte. Piazzola erhebt ihn zur Kunstform, stilisiert den Tanz und drückt damit Armut, Lebensfreude, Erotik, Hass, Nähe und Fremdheit aus.
Begeisterter Applaus und zwei Zugaben.

Agnes Dürr