An diesem Käse ist was faul
Wegen Geldmangels wird nichts aus dem Käsemarkt vorm Kloster Haydau
Von Andrea Brückmann

ALTMORSCHEN. Alles Käse mit dem Käse. Aus dem Käsemarkt im Kloster Haydau in Altmorschen wird nichts. Das Logo, das Uta Meurer alsVorstandsmitglied des Fördervereins Kloster- Haydau schon produziert hatte das kann sie ebenso in den Papierkorb werfen wie die Briefköpfe und die Pressemitteilungen, die schon vorbereitet waren.
Auch die übrigen gut ein Dutzend Mitglieder der drei Arbeitskreise haben vergeblich zusammengesessen, geplant und organisiert.
Die Stadt Melsungen und die Stadt Spangenberg können ihre Markthäuschen, die sie der Gemeinde Morschen ausleihen wollten, behalten. Denn aus dem Großereignis am 13. und 14 September auf dem Domänenhof wird nichts. Die Veranstaltung, die Menschen aus ganz Nordhessen zum Kloster Haydau nach Altmorschen locken sollte, ist geplatzt.
Grund wie so oft: die Finanzen. 10 000 bis 15 000 Euro müssten selbst bei größter Sparsamkeit in das Projekt gesteckt werden. Und die sind nicht da. Dass dies erst bemerkt wurde, als bereits ein gut Teil der Vorarbeiten geleistet war, das schmerzt Herbert Wohlgemuth als stellvertretenden Vorsitzenden des Fördervereins ebenso wie als Bürgermeister der Gemeinde Morschen.
Beide hatten gemeinsam mit dem Verein Slow Food den Käsemarkt organisieren wollen. Einen Käsekochwettbewerb sollte es geben, ein Kulturprogramm als Begleitmusik zum guten Geschmack auf der Zunge, viele regionale Hersteller sollten sich vorstellen, das Kloster bekannter werden. Und nach dem gelungenen Auftakt des bundesweiten Denkmaltages 2001, der gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz geschultert wurde, fühlten sich Förderverein und Gemeinde stark genug, dieses Großprojekt zu stemmen.
Slow Food Nordhessen sollte diesmal der Partner sein. Von dem kam auch die Idee. Denn Slow Food Deutschland richtet bereits in Norddeutschland seit mehreren Jahren einen Käsemarkt aus. Mit Erfolg, wie den Mörscher Partnern berichtet wurde. So ließen die sich begeistern.
Schließlich hatten sich die Sprecher des Slow Food Conviviums Nordhessen auch optimistisch gegeben, dass die Veranstaltung auf jeden Fall Kosten deckend sein werde. Durch viel Eigeninitiative, beispielsweise indem die Werbung und viel organisatorische Arbeit selbst in die Hand genommen wurde, wollten die Mörscher sicher stellen, dass der Käsemarkt auf jeden Fall quitt aufgehen sollte.
Dann plötzlich kam der große Knall, berichten Meurer und Wohlgemuth. Convivium Nordhessen habe unvermittelt jede finanzielle Beteiligung abgelehnt, zugleich hätten Nachfragen bei Slow Food Deutschland ergeben, dass der Käsemarkt - zumindest in den ersten Jahren - ein Zuschussgeschäft sein werde. Wohlgemuth: „Das traf uns zunächst wie ein Schlag."
Der Nachgeschmack ist sowohl bei ihm als auch bei seiner Vorstandskollegin Uta Meurer bitter. „Wenn man mit Infos so hinter dem Berg hält, dann steht das einer guten Zusammenarbeit im Wege" meint der Vizechef des Fördervereins. Sowohl in dieser Funktion als auch als Mörscher Bürgermeister bedauert er, dass aus dem Käsemarkt nichts wird. Dennoch hat ihm dieser Käse zu sehr gestunken.
Slow Food
Italienische Kost

Diese 1986 in Italien aus Protest gegen Fast-Food gegründete Initiative zählt in 42 Ländern über 70 000 Mitglieder. Die Slow Food Bewegung will für regionale Speisen und Nahrungsmittel als Alternative zu Schnellkost aus Imbissrestaurants werben und der Herstellung der Speisen auf den Grund gehen. In der Kritik stehen nicht alle industriell gefertigten Lebensmittel, sondern jene, die weltweit vermarktet werden und so die typischen regionalen verdrängen. Von der Nordhessischen Gruppe war gestern kein Vorstandsmitglied für eine Stellungnahme zu erreichen. (Red)
Förderverein
Geld in die Kasse

„Wir machen Veranstaltungen im Kloster um unseren Kapitalstock zu erhöhen" betont Wohlgemuth als stellvertretender Fördervereins-Chef. Schließlich solle die Unterhaltung des Gebäudes sicher gestellt werden. Drauflegen sei nicht drin. Das Kloster bekannt zu machen sei allein nicht Grund genug für eine Beteiligung. Ähnlich fällt sein Urteil als
Bürgermeister aus: Die Gemeindekasse ist leer. (AND)