Freitag, 3. Sept. bis Sonntag, 12. Sept. 2010
Ausstellung

1000° +
Das Sichtbare und das Verborgene

Margret Bohle-Heemke - Plastiken
Jörg Hasheider - Fotografie

Die Vernissage ist am Freitag, 3. September 2010 um 19.00 Uhr im Westflügel, Kloster Haydau, Altmorschen

Öffnungszeiten der Ausstellung:
Samstag/Sonntag von 11:00 Uhr- 17:00 Uhr
Dienstag/Donnerstag/Freitag von 17:00 Uhr- 19:00 Uhr
Montag/Mittwoch geschlossen

Konzeption einer Ausstellung:

Margret Bohle-Heemke und Jörg Hasheider
im Westflügel von Kloster Haydau

Auf den ersten Blick treten Ihnen mit Margret Bohle-Heemke und Jörg Hasheider eine Künstlerin und ein Künstler entgegen, deren Kunstauffassung und Produktion unterschiedlicher kaum sein kann:

Auf der einen Seite Plastik, auf der anderen Fotografie.
Auf der einen Seite Figuration, auf der anderen Konkretion.

Gemeinsamer Ursprung beider künstlerischer Ansätze ist, wenig überraschend, die Renaissance.
Aber schon an diesem Ursprung trennen sich die Wege:

Steht für Margret Bohle-Heemke die Wiederentdeckung des Menschenbilds, der Rückbezug auf die Antike und, in der Folge, auf archaische Formfindungen im Mittelpunkt, ist für Jörg Hasheider die Entwicklung des Bildes vom religiös-symbolischen, ikonografischen Informationsträger zur Verschmelzung von Inhalt und Form von größter Bedeutung.

Zwei Wege, die den Verlauf der Kunstgeschichte bestimmten und im 20ten Jahrhundert zeitgleich zur „Entdeckung“ afrikanischer, ozeanischer Plastik – einschließlich ihres rituellen Zusammenhangs – und zur Abstraktion führten.

Wie um die unterschiedlichen Herangehensweisen zu verdeutlichen, lädt Margret Bohle-Heemke ihre Arbeiten durch Texte und auf diese Bezug nehmende Titel zusätzlich poetisch auf, während Jörg Hasheider seine Arbeiten mit den durchscheinenden geometrischen Figuren benennt.

Bei der Suche nach den Gemeinsamkeiten der Werke finden wir das Grundsätzliche, das Substanzielle und das Physische:

Das Material und seine Eigenschaften.

Betrachten wir die Entstehungsprozesse des verwandten Materials, stellen wir fest, dass Ton, Glas und Glasuren Transformationsprozessen unterworfen werden, die unter ungeheueren Temperaturen ablaufen. Wir blicken in die Gluthölle der Brenn- und Schmelzöfen.

Bohle und Hasheider nutzen die hochenergetischen Abläufe in den Öfen für ihre künstlerische Arbeit.

So wird bei Margaret Bohle der Brand als integraler Bestandteil des bildnerischen Prozesses aufgefasst. Die Veränderungen des Materials, bei der Härtung auftretende Schrunden und Verfärbungen, der gelenkte, aber nie zu kontrollierende Glasurbrand, kurz: die Unwägbarkeiten der physikalischen Prozesse bei bis zu 1280°, werden nicht hingenommen, sondern gesucht und bilden Kern und Oberfläche der Werke.

Die plastischen Gestaltungen werden von Energie durchdrungen.

Jörg Hasheider nutzt für seine Fotografien die, bei der Schmelze von Sand, Natron, etc. bei ca. 1500° entstehenden Eigenschaften Transparenz und kristalline Härte. Die Härte führt beim Zerbrechen von Glas zu extrem scharfkantigen Scherben. Diese Scherben werden geschichtet und von Licht durchdrungen. Dabei wird das Licht von der chaotischen, scharfkantigen Struktur extrem fraktuiert, gleichsam zersplittert.

Wie die Brennvorgänge sind die Prozesse des Brechens, des Schichtens und der Durchdringung lenkbar aber nicht kontrollierbar.

Das zersplitterte Licht lässt lineare geometrische Formen aufscheinen. Auf der fotografischen Oberfläche verschmelzen menschlicher Ordnungswille und Chaos.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in beiden Werkkomplexen:

– die in ihnen gebundene Energie deutlich zu Tage tritt und ablesbar ist;
– hochenergetische, das Material durchdringende physikalische Prozesse massgeblich für Gestaltung und Reflektion sind;
– die Unkontrollierbarkeit der Prozesse explizit gewollt und genutzt wird.

Gerade in der Gegenüberstellung zweier so unterschiedlich geprägter Werke, lassen sich die, für sie grundlegenden, physikalischen Prozesse prägnant erfahren.

Eine Ausstellung die das Verborgene sichtbar macht.



vom 18. August 2010

Vergrößerung: Artikel anklicken!

Die Vernissage
Künstler und Tierfreund Jörg Hasheider mit seinem Hund und Dorothea Becker-Puhl bei der Eröffnung der Vernissage.