Beschreibung Eigentlich gibt es ihn gar nicht mehr, den Adelsstand. Trotzdem üben die adligen Familien nach wie vor eine große Faszination aus. Wir haben sie besucht und selbstbewusste, bodenständige und sozial engagierte Menschen getroffen. Wie sind sie aufgewachsen? Wie bewältigen sie die kostspielige Erhaltung von Schlössern und Gutshöfen? Wie denken und leben sie? Dieser Band stellt zwölf Familien aus dem nordhessischen Uradel vor, erzählt aus den Familiengeschichten, gewährt Einblicke ihre Räumlichkeiten und das Alltagsleben. |
Von Jürgen Köcher Schwalm-Eder. Wer sich für Klatsch und Tratsch aus Königshäusern interessiert, muss hierzulande etwa mit Prinz Charles und der schwedischen Königin Silvia vorlieb nehmen. Aus deutscher Sicht schafft es allenfalls noch Prinz August, der Ehemann der monegassischen Prinzessin Caroline, in die bunten Blätter. Aber auch in Nordhessen sind Adelsfamilien ansässig. Zwölf Familien aus der Region mit blauem Blut stellt Jürgen Nolte in seinem Buch Adel aus Nordhessen vor, das im Wartberg-Verlag erschienen ist. Nolte war früher Chef des Politikressort bei der HNA und hat im Ruhestand bereits zahlreiche Bücher, insbesondere über Kassel und Nordhessen, verfasst. Der Autor hat die meisten dieser Familien persönlich besucht und mit ihnen über ihre Geschichte, ihre Schlösser, Burgen und Gutshäuser sowie ihr Selbstverständnis in der heutigen Zeit gesprochen. Wie sind sie aufgewachsen? Wie bewältigen sie die kostspielige Erhaltung von Schlössern und Gutshöfen? Wie denken und wie leben sie? Daraus sind interessante Familienporträts entstanden, die manchen Blick hinter die Kulissen bekannter Adelshäuser erlauben. In den Fokus gerückt wird natürlich auch Adel aus dem Schwalm-Eder-Kreis Hans-Eppo Freiherr von Dörnberg aus Oberaula etwa, dessen Vorfahren bereits zu Kaiser Napoleons Zeiten in Kassel kämpften. Oder seine Tochter Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg, die den ebenfalls adligen Hauprecht Freiherr zu Schenck zu Schweinsberg heiratete und sich als stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Roten Kreuzes einen Namen gemacht hat. Oder den Forstmann Thilo von und zu Gilsa, Spross eines Adelsgeschlechtes, das erstmals im Jahr 1224 erwähnt wurde. Mit dabei sind Persönlichkeiten wie Egbert von Bischoffshausen, einem Baron mit Zeichentalent, der mit seiner Frau Angela in Eichenberg-Berge lebt. Dorette und Otto von Boyneburgk laden den Leser ein zu einem Ausflug nach Sontra-Wichmannshausen, in das neugotische Schloss im Park neben dem Rittergut, das heute als Seminar- und Tagungsstätte genutzt wird, und erzählen von der Tradition des Brotspendefests. Außerdem berichtet Nolte von Hans Sittich Graf von Berlepsch, der Schlossherr und gleichzeitig Goldschmied ist, von Moritz Prinz von Hessen, einem großen Kunstförderer. Gutgetan hätte dem Buch etwas mehr Detailrecherche. Dass etwa Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg die Tochter von Hans-Eppo Freiherr von Dörnberg ist, wird nur durch einen indirekten Hinweis im Text deutlich. Auch eine Nordhessen-Karte, in der die Wohnorte der beschriebenen Adelsfamilien verankert sind, sowie Stammbäume hätten das Buch angenehm bereichert. Trotzdem: Adel in Nordhessen ist ein schön bebilderter, informativer Ausflug in traditionsreiche Familien, denen Klatsch und Tratsch eher fremd ist. |