Donnerstag, 24. November 2011
um 19.30 Uhr

Kloster Haydau

Texte & Töne

Literarisch-musikalischer Abend

mit

Gert Hirchenhain (Literatur)
und
Stefan Metz
(Musik)

Aus folgenden Büchern wird Gert Hirchenhain lesen:

Philip Roth
„Nemesis“
Carl Hanser Verlag,
München 2011, 222 S., 18,90 Euro

Kurzbeschreibung

Als eine Polio-Epidemie in seiner Heimatstadt Newark ausbricht, sieht der 23-jährige Sportlehrer Bucky Cantor darin eine Heimsuchung. Tatenlos muss er mitansehen, wie die Kinderlähmung immer mehr Opfer fordert. Auch zwei der ihm anvertrauten Jungen sterben, und deren Eltern geben ihm die Schuld an ihrem Tod. Vollends greift die Paranoia um sich, als die Infektion von den ärmeren Vierteln in das bessere Weequahic vordringt, wo Bucky an den glutheißen Nachmittagen des letzten Kriegssommers 1944 die Aufsicht auf dem Sportplatz hat. Und diese Paranoia ist das zweite und noch verheerendere Virus, das in der Stadt wütet, und dasjenige, um das es Philip Roth in "Nemesis" geht.


Philip Roth
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Margriet de Moor
„Der Maler und das Mädchen“
Carl Hanser Verlag,
München 2011, 303 S., 19,90 Euro
Kurzbeschreibung

Amsterdam im 17. Jahrhundert: Auf dem Marktplatz vorm imposanten Rathaus ist das Schaffott schon aufgestellt. Ein 18-jähriges Mädchen soll hingerichtet werden. Sie hat nach einem Streit um die noch immer nicht beglichene Miete ihre Hauswirtin mit dem Beil erschlagen. Ganz Amsterdam macht sich mit Kind und Kegel auf den Weg, um der grausamen Tötung zuzuschauen - das Gericht hat Erdrosselung beschlossen.

Nur ein Mensch läuft noch durch die Gassen: der Maler. Er spürt die Unruhe, spürt das Grauen, das bald stattfinden wird, meidet aber den Ort. Stattdessen besucht er seinen Apotheker, um Farben zu kaufen.


Margriet de Moor
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Esther Kinsky
„Banatsko
Matthes & Seitz Verlag,
Berlin 2011, 256 S., 19,90 Euro
Kurzbeschreibung

"Banatsko" ist die Feier einer Landschaft, des nördlichen Banat. Noch nie wurde dieses Niemandsland zwischen Ungarn, Serbien und Rumänien mit einem so liebenden Blick betrachtet, seine melancholische Poesie so zum Blühen gebracht wie in diesem neuen Roman von Esther Kinsky. Während der Leser sie in die halbverfallenen Straßenzüge Battonyas und die sie überwuchernde, sirrende und flirrende Natur begleitet, erzählt sie von einem alten Kino, den Kontakten zu den Dorfbewohnern, einer Liebschaft und der langsamen Eroberung des eigenen Zuhauses in dieser neuen Welt. Vom Rhythmus ihrer Sprache getragen wird der Alltag im ländlichen Banat hörbar, riechbar. In aller Stille ereignet sich dabei Welt: Den Worten und Dingen wird eine Bedeutung verliehen, die aus der langsamen Annäherung an die fremde Sprache erwächst. Durch genaues Hinsehen wird Einzelheiten auf den Grund gegangen, mit einem Blick, der den Schmerz, der den Dingen innewohnt, mitfühlt, ihn aber nicht beklagt.


Esther Kinsky
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Christoph Hein
„Weiskerns Nachlass
Suhrkamp Verlag,
Berlin 2011, 319 S.,24,90 Euro
Inhalt:

Rüdiger Stolzenburg, 59 Jahre alt, hat seit 15 Jahren eine halbe Stelle als Dozent an einem kulturwissenschaftlichen Institut. Seine Aufstiegschancen tendieren gegen null, mit seinem Gehalt kommt er eher schlecht als recht über die Runden. Er ist ein prototypisches Mitglied des akademischen Prekariats. Dieser »Klasse« fehlt jede Zukunftshoffnung: Die selbst gesetzten Maßstäbe an die universitäre Lehre lassen sich nicht aufrecht erhalten; die eigene Forschung führt zu keinem greifbaren Resultat. Für das Spezialgebiet des Rüdiger Stolzenburg, den im 18. Jahrhundert in Wien lebenden Schauspieler, Librettisten Mozarts und Kartografen Friedrich Wilhelm Weiskern, lassen sich weder Drittmittel noch Publikationsmöglichkeiten beschaffen. Und dann gibt es große Verwicklungen.
Seine Bemühungen, eine ihn ruinierende Steuernachforderung zu erfüllen, machen ihm endgültig deutlich: die Welt, die Wirtschaft, die Politik, die privaten Beziehungen – alles ist prekär. Sie zerbrechen, sie setzen Gewalt frei, geben in großem Ausmaß den Schein für Sein aus. Christoph Hein hat mit Rüdiger Stolzenburg eine Figur geschaffen, in der sich prototypisch die Gefährdungen unserer Gesellschaft und unserer Zivilisation am Ende des ersten Jahrzehnts des dritten Jahrtausends spiegeln. Christoph Hein ist damit der aktuelle, realistische, literarisch durchgeformte Gesellschaftsroman gelungen.


Christoph Hein
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plus eins:

Georg Büchner
„Lenz“
Reclam Heft 7955
Reclam Leipzig, 2002
33 Seiten, 1,60 Euro
Inhalt:

Der 26-jährige Dichter Jakob Lenz findet 1778 bei dem protestantischen Pfarrer Johann Friedrich Oberlin in Waldersbach ein Refugium. Trotzdem gerät er zunehmend in Verzweiflung über sich selbst, und es mehren sich die Symptome einer Schizophrenie. Als Lenz erfährt, dass in einem Nachbardorf ein Kind gestorben sei, glaubt er, es durch seine Gebete wieder zum Leben erwecken zu können. Das Misslingen des Versuchs löst eine Glaubenskrise bei ihm aus, und in seiner geistigen Zerrüttung bezichtigt er sich eines Mordes.

Georg Büchner (* 17. Oktober 1813 in Goddelau, Großherzogtum Hessen; † 19. Februar 1837 in Zürich) war ein hessischer Schriftsteller


Georg Büchner
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Bilder von der Veranstaltung
Dorothea Becker-Puhl stellte Gert Hirchenhain (li.) und Stefan Metz (re.) dem zahlreich erschienenen Publikum vor.
Vorgetragene Texte und die Musik kamen bei den Zuhörern gut an und wurden immer wieder mit Applaus honoriert.
Das Publikum, der Kulturring Morschen und die beiden Akteure freuten sich am Schluss über einen gelungenen Abend. Man war sich einig, dass eine Veranstaltung in dieser Form nicht das letzte Mal stattgefunden hat.

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