Prof. Dr.-Ing E.h. Gottfried Kiesow
* 7. August 1931 in Alt Gennin, Landkreis Landsberg (Warthe) + 7. November 2011 in Wiesbaden
Auch Dr. Kiesow hat die Sanierung von Kloster Haydau zur Chefangelegenheit erklärt und nutzt alle seine Möglichkeiten, die Maßnahme voranzutreiben. Die Gemeinde Morschen ehrt ihn nach seiner Pensionierung mit der Verleihung der Würde eines Ehrenbürgers.
In einer Feierstunde am 15.Mai 1997 im Westflügel des Klosters wird dem
langjährigen Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege in Wiesbaden
diese besondere Auszeichnung zuteil. Bürgermeister Joachim Kohlhaas
lässt in seiner Laudatio die Verdienste Kiesows Revue passieren.
Landrat Jürgen Hasheider sieht die Mörscher Ehrenbürger als Gespann: "Bergmann als Mahner, Kiesow als Vollstrecker".
Nicht nur die Mörscher wissen: ohne den engagierten Einsatz von
Gottfried Kiesow wäre die Sanierung des Klosters nicht gelungen.
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Gottfried Kiesow wird 1931 im heutigen Polen geboren. Sein Lebensweg
führt den "Preußen" wie er sich immer selbst bezeichnet, aus dem
elterlichen Pfarrhaus an der Warthe nach 1945 in den Westen. An der
Universität Göttingen studiert er Kunstgeschichte, klassische
Archäologie, Geschichte und Theaterwissenschaft und promoviert mit dem
Thema "Das Maßwerk in der Deutschen Baukunst bis 1350". Nach einem
fünfjährigen Stipendium am kunsthistorischen Institut Florenz wird er
Bezirksdenkmalpfleger in Hannover und Braunschweig. 1966 wird er
Landeskonservator und Präsident des Hessischen Landesamtes für
Denkmalpflege. Ab 1975 lehrt er als Honorarprofessor an der Frankfurter
Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Kunstgeschichte. Gemeinsam mit
einigen wenigen deutschen Spitzenmanagern gründet er die Deutsche
Stiftung Denkmalschutz, ist zunächst stellvertretender Vorsitzender und
dann Vorsitzender dieser Stiftung.
Schon unmittelbar nach seinem Amtsantritt in Hessen 1966 informiert er
sich vor Ort über den Zustand von Kloster Haydau, muß aber erkennen,
daß er mit seinem Jahresetat von 300.000 DM für alle Denkmäler Hessens
dem Kloster keine wirksame Hilfe bieten kann. Dr. Gottfried Kiesow
erreicht mit seiner Beharrlichkeit und seiner fachlichen
Überzeugungskraft, daß die Landesmittel für die Denkmalpflege Zug um
Zug erhöht werden und schließlich 1974 auch das Hessische
Denkmalschutzgesetz wirksam werden kann.
Dies hat auch Folgen für Morschen und Kloster Haydau. Der Abbruch des
Hauses Raabe - wie es die Straßenplanung vorgesehen hatte - kann
verhindert werden. Dr. Gottfried Kiesow ist es auch zu verdanken, daß
Mittel für den Umbau des Herrenhauses zum Rathaus bereitgestellt
werden, und er ist es schließlich, der unmittelbar nach der
1000-Jahr-Feier 1985 im Fernsehen verkündet: Die Sanierung von Kloster
Haydau ist finanziell abgesichert und kann beginnen.
Fortan läßt er keine Gelegenheit aus, seine vorgesetzten Ministerinnen
und Minister zu einer Visite nach Morschen zu bitten und nutzt alle
seine Möglichkeiten, die Sanierung voranzutreiben. Auch als er 1996 als
Landesbeamter in den Ruhestand tritt, ist er als Vorsitzender der
Deutschen Stiftung Denkmalschutz regelmäßig Gast in Morschen und hilft,
wenn es zu Verzögerungen bei den Sanierungsarbeiten oder zu
Schwierigkeiten bei der Finanzierung kommt.
Bürgermeister Joachim Kohlhaas hat in seiner Laudatio formuliert, was
viele Mörscher denken: "Herr Professor Dr. Gottfried Kiesow, Sie haben
sich ein Denkmal in den Herzen der Mörscher Bürger und Einwohner
gebaut. Wir wollen Ihnen Heimat sein. Aus diesem Grunde verleihen wir
Ihnen das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde Morschen!"
Am
7. November 2011 stirbt Prof. Dr. Kiesow nach längerer schwerer
Krankheit im Alter von 80 Jahren in Wiesbaden. In einer bewegenden
Feierstunde am 15. November in der Wiesbadener Marktkirche wird auch
seiner Verdienste um Morschen und das Kultur denkmal Haydau gedacht.
Wir haben ihm unendlich viel zu verdanken.
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