Katharina Thiersch (Foto: Berger)
Katharina Thiersch (* Oktober 1938) (entnommen WIKIPEDIA )
Eine bedeutende deutsche Denkmalpflegerin.
Die Tochter des Stadtkonservators von Wiesbaden absolvierte zunächst ein
Architekturstudium in Aachen, das sie mit dem Ingenieur-Diplom
abschloss, und verbrachte dann ein zweijähriges Stipendium am
kunstgeschichtlichen Institut in Rom. Von 1973 bis 2003 war sie in der
hessischen Denkmalverwaltung tätig. Zuletzt arbeitete sie als
Hauptkonservatorin beim Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Marburg.
Thiersch setzte sich stets engagiert für den Denkmalschutz in Nordhessen, insbesondere beim Kloster Haydau in Morschen,
bei der Totenkirche in Schwalmstadt-Treysa oder beim Dom in Fritzlar
ein. Bei ihrer Verabschiedung in den Ruhestand wurde sie für ihre
Verdienste bei der Altstadtsanierung mit der Ehrenplakette der Stadt
Fritzlar ausgezeichnet. Für ihre besonderen Leistungen wurde ihr 2004
durch den deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler das Verdienstkreuz
Erster Klasse verliehen. Als Hauptkonservatorin im Ruhestand ist
Katharina Thiersch heute noch auf Verbandsebene aktiv und eine gefragte
Gastdozentin und Vortragsrednerin.
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27. September 2003
Neue Perspektive für alte Gebäude
Konservatorin Katharina Thiersch kann auf dreißig Jahre Denkmalschutz in der Region blicken
Von Inge Thaetner
MARBURG.
An manch historischer Stätte Nordhessens war sie von Zeit zu Zeit die
bestgehasste Frau. "Ja, ja, das ist sicher so", Katharina Thiersch,
Hauptkonservatorin beim Landesamt für Denkmalpflege, können solche
Aussagen nicht mehr erschüttern. Dreißig Jahre für den Schutz der
Zeugen nordhessischer Geschichte zuständig, hat sie reichlich
Gelegenheit gehabt, Gelassenheit zu üben. Jetzt geht sie in Rente.
Seit
1973 ist sie in der hessischen Denkmalverwaltung tätig. Und bis heute
gilt uneingeschränkt der Satz aus der Laudatio zum 25jährigen
Dienstjubiläum 1993: "Mit zäherBeharrlichkeit, verbunden mit hoher
fachlicher Kompetenz und menschlicher Bescheidenheit wirkt Katharina
Thiersch an der nordhessischen Fachwerkfront - oft bis zur Grenze der
physischen Belastbarkeit." Daran hat sich nichts geändert. Als wir
Katharina Thiersch bei strömendem Regen wenige Wochen vor ihrem 65.
Geburtstag treffen, klettert sie in Homberg gerade vom Gerüst der
Marienkirche.
Für
das Architekturstudium hatte das Elternhaus den Keim gelegt.
Schließlich hatte der Vater als Stadtkonservator von Wiesbaden über
Jahrzehnte wesentlichen Einfluss auf das städtebauliche Gesicht der
hessischen Landeshauptstadt. Nach dem Studium in Aachen bekam die junge
Architektin ein zweijähriges Stipendium am traditionsreichen
kunstgeschichtlichen Institut in Rom. Spätestens seit diesem Zeitpunkt
war klar, dass die Arbeit hinter dem Schreibtisch eines
Architekturbüros nicht der Berufstraum von Katharina Thiersch war.
"Alten Gebäuden eine neue Perspektive zu geben", das erschien ihr viel
spannender. Bauherren, die Werte derVergangenheit nahe zu bringen,
statt für den Abriss für die Sanierung zu werben - daran setzte sie
ihre ganze Überzeugungskraft. Und hat erfahren, dass viele
Entscheidungen gegen den Denkmalschutz meist aus Unwissenheit getroffen
wurden. Wer ihre Einwände als Ratschlag und Hilfestellung für den
Erhalt eines historischen Kleinods begriff, machte gute Erfahrungen,
war über das Ergebnis oft ausgesprochen beglückt. Zeitgenossen, die
Regenwasser in die Mauern laufen ließen bis die Bausubstanz kaputt war,
hat die Konservatorin zwar erleben müssen, zur Regel gehören sie
glücklicherweise nicht.
Die großen öffentlichen Projekte wie beispielsweise Kloster Haydau in Morschen,
die Totenkirche in Treysa, der Dom in Fritzlar sind Leuchttürme der
Denkmalpflege in Nordhessen, die Katharina Thiersch besonders ans Herz
gewachsen sind. So wie die vielen "fähigen Handwerker der Region", wie
sie sagt, die sich für alte Techniken haben begeistern lassen,
Fortbildungen in Kauf nahmen und nun mit Maurer-, Putz- oder
Steinmetzarbeiten die professionelle Stütze im Denkmalschutz sind.
Ihnen gilt auch die Zukunftssorge der Konservatorin. Bleiben die
Aufträge aus, müssen Fachleute entlassen werden, deren Kenntnisse
verloren gehen.
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30. Oktober 2003
Abschied vom Arbeitsleben
FRITZLAR.
Mit einem Kolloquium, an dem Freunde, Kollegen und Fachleute
teilnahmen, wurde die Hauptkonservatorin Katharina Thiersch vom
Landesamt für Denkmalpflege in Fritzlar (Schwalm-Eder-Kreis) in den
Ruhestand verabschiedet. Gemäß ihrer preußischen Tugenden hatte sie
sich mit Antwortkarte korrekt angemeldet zur Feier: "Wir waren also
vorgewarnt: Sie würde kommen", so ihr Chef Prof. Dr. Gerd Weiß,
Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege. Mit einer guten Portion
Wehmut würdigten die Festredner das Engagement der überzeugten
Denkmalpflegerin, die wegen ihrer Hartnäckigkeit im Interesse der
Baudenkmale nicht unumstritten war. Fritzlar zeichnete sie mit der
Ehrenplakette aus und dankte ihr damit für ihre Verdienste bei der
Altstadtsanierung. (ULA)
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Ein „Juwel“ an unserer Seite
Am 7. Oktober 2018 feierte Katharina Thiersch im historischen Umfeld
der Scheune auf dem Hof Fleckenbühl in Cölbe-Schönstadt bei Marburg
mit vielen Wegbegleitern ihren 80. Geburtstag. Ein bewegtes Leben –
ganz im Dienst der Denkmalpflege und somit unseres baulichkulturellen
Erbes.
Hauptkonservatorin beim Landesamt für Denkmalpflege Hessen
Katharina Thiersch stammt aus einer bedeutenden Gelehrten- und
Architektenfamilie, was sicher wegweisend für ihre Berufswahl war.
Nach dem Architekturstudium in Aachen zieht es sie 1967 für zwei Jahre
nach Rom. An der Bibliotheca Hertziana beschäftigt sie sich vor allem
mit Alt-St. Peter, dem Vorgängerbau des heutigen Petersdoms. Danach
geht sie nach Stuttgart an die Technische Hochschule, wo sie am
Institut für Bauge- schichte als Assistentin tätig ist. 1973 nimmt
sie ihre Tätigkeit im Landesamt für Denkmalpflege Hessen in der
Außenstelle in Marburg auf. 30 Jahre wirkt sie in Nordhessen trotz
unzureichender finanzieller Ausstattung beharrlich gegen den
Veränderungsdruck in den Altstädten und Dörfern. Ihr Auftreten ist
stets durch hohe fachliche Kompetenz, verbunden mit einer gleichzeitig
zurückhaltend bescheidenen, fast leisen Art, geprägt. Sie verschafft
sich Gehör durch leise Töne.
Mit viel Herzblut dabei
Mit diesen Gaben wendet sich Katharina Thiersch Mitte der 80er-Jahre
dem Kloster Haydau zu. Eine geplante Nutzungsänderung der Anlage durch
eine Planungsgesellschaft hätte einen erheblichen Verlust an
historischer Bausubstanz bedeutet. Wie diese einzigartige Klosteranlage
und später das landgräfliche Schloss retten? Diese Frage und
natürlich die der Finanzierung bewegt viele Gemüter – und Katharina
Thiersch mittendrin.
Heute wissen wir, wie der eingeschlagene Weg aussieht und wer die
anfängliche Vision Wirklichkeit werden lässt. Viele Wegbegleiter
werden von Katharina Thiersch inspiriert, unbekannte, fast
geheimnisvolle Wege zu gehen. Wir selber, die Schreinerei Hiege,
dürfen das seit Anfang der 90er- Jahre praktisch miterleben. Die Ideen
und handwerklichen Ausführungen werden an dieser Baustelle nicht durch
die Innovationen der Industrie beflügelt, sondern durch die
Bewusstseinserweiterung mit Blick auf das historische Handwerk und
dessen Techniken, Rezepturen und Erfahrungen.
Auszeichnung für große Leistungen in der Denkmalpflege
Katharina Thiersch legt zudem viel Wert auf die Weiterbildung von
Planern und Handwerkern. Hier im Fokus die Bewusstseinserweiterung am
und für das Denkmal. 1988 wird Katharina Thiersch Gründungsmitglied
der Hessischen Akademie für Forschung und Planung im ländlichen Raum,
wo sie ihre Vorstandstätigkeit aufnimmt. Ab 1989 folgt die
Strukturierung, Vorbereitung und vor allem Durchführung der
Fortbildungskurse für Architekten und Ingenieure in der Denkmalpflege
an der Propstei Johannesberg bei Fulda. Ich selbst habe die Reihe 7 von
1998 bis 2000 dort absolviert und bin sehr dankbar für die interaktive
Wissensvermittlung – sowohl in den Vortragsreihen als auch in den
praktischen Übungen und Umsetzungen. 1992 erhält Katharina Thiersch
das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik
Deutschland für ihre großen Leistungen in der Denkmalpflege.
Ein „Juwel“
Im Herbst 2003 geht Katharina Thiersch in den Ruhestand, was allerdings
bei näherem Hinsehen nicht mit einem uns geläufigen Ruhestand ver-
gleichbar ist. Hat sich für die ehemalige Hauptkonservatorin
überhaupt viel geändert? Ich habe sie seit dieser Zeit genauso aktiv
im Kloster Haydau, in der Propstei Johannesberg und anderen Bereichen
angetroffen wie zuvor. Viele Dinge stehen noch auf ihrer Agenda, unter
anderem die Arbeiten am Kloster Haydau, die sie weiter intensiv
betreut, deren Dokumentation und Archivierung und die Erstellung des
Pflegehandbuchs für die weiteren Instandhaltungsarbeiten.
Der Förderverein Kloster Haydau hat mit dem Kloster ein
bauhistorisches Juwel zu erhalten und eine entsprechende Nutzung zu
sichern. Auch Katharina Thiersch kann mit ihrem Wissen, ihrem regen
Geist und ihrer leisen, aber hartnäckigen Art als ein „Juwel“ mit
besonderer Bedeutung für uns und unsere Aufgabe bezeichnet werden.
Meine persönliche Wertschätzung und die des gesamten Fördervereins
möchten wir an dieser Stelle, verbunden mit den herzlichsten Glück-
und Segenswünschen zum 80. Geburtstag, nochmals zum Ausdruck bringen.
Wir freuen uns auf viele weitere Jahre mit Ihnen an unserer Seite,
liebe Frau Thiersch. Es ist schön, dass es Sie gibt!
Herzlichst, Helene Hiege
Quellen:
Weiß, Gerd: Katharina Thiersch im Ruhestand. In: Denkmalpflege und Kulturgeschichte. Heft 2, 2003, S. 60–61.
Bundesverdienstkreuz 1. Klasse an Dipl.-Ing. Katharina Thiersch. In: Denkmalpflege und Kulturgeschichte. Heft 4, 2004, S. 45.
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