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KLOSTER, SCHLOSS UND DOMÄNE HAYDAU
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Das Leben im Zisterzienserinnenkloster
Ursprünge
Vor allem seit
dem 10. Jahrhundert gibt es zahlreiche Bestrebungen, die Klöster zu
reformieren und sie dem Armutsideal und den Regeln des Benedikt von
Nursia aus dem 6. Jahrhundert anzupassen (Gehorsam, Schweigen und
Demut).
Der
Name „Zisterzienser“ geht auf das im Jahre 1098 neu gegründete Kloster
Citeaux in Burgund in Frankreich zurück. Während andere Klosterreformen
wie die von Cluny (ebenfalls in Burgund) im 10. Jahrhundert vor allem
bestehende Klöster wieder näher an das Armutsideal heranführen wollten
durch zentrale Verwaltung von Cluny aus, ging Robert von Molesme, der
erste Abt von Citeaux, neue Wege: Wenn ein Kloster genügend Mönche oder
Nonnen hatte, konnte es ein neues gründen, das dann gewissermaßen eine
Filiale (filia - lat. Tochter) des Mutterklosters war. So entstand
gewissermaßen ein weit verzweigtes Familienleben aus einer Fülle von
„Müttern“ und „Töchtern“. Weder das Mutterkloster noch etwaige Filialen
des Klosters Haydau sind bekannt.
Der Weg ins Kloster
Der Weg führte oft schon junge Mädchen im Alter von 14 Jahren in das
Kloster. Gewiss sind manche auch aus freiem Entschluss in das Kloster
eingetreten mit dem Wunsch, Gott mit ihrem ganzen Leben zu dienen. Es
gab aber auch andere Gründe: Arme Familien wollten wenigstens ein Kind
versorgt wissen. Andere suchten hinter den Klostermauern Schutz vor
Verfolgung.
Für ein Kloster und seine wirtschaftliche Existenz überlebenswichtig
waren aber auch die Frauen aus wohlhabenden Familien, die oftmals
Ländereien oder andere Werte als „Mitgift“ einbrachten. Weltlich
betrachtet waren Klöster und ihr Einfluss in damaliger Zeit von hoher
politischer Bedeutung. Mit der Entsendung von Familienmitgliedern in
Klöster wurden gewiss auch in Haydau machtpolitische Verhältnisse
bestimmt. Weiterhin galt es in als ein ganz besonderes Verdienst, eines
der Kinder in ein Kloster zu geben. Diese „Gabe“ sollte Gott sicher
auch gnädig stimmen, vor allem, weil der Familienangehörige im Kloster
auch beauftragt wurde, für die Familie zu beten.
Das Leben im Kloster
Einsamkeit hingegen fand man im Kloster eher nicht. Das lag zum einen
daran, dass bis auf die Äbtissin die gewöhnliche Nonne keine eigene
Zelle besaß, sondern im Dormitorium, dem Schlafsaal, nächtigte. In
diesen Gemeinschaftsräumen wurde auf Stroh geschlafen. Wegen des
Ungeziefers lag der Schlafsaal zumeist in einem Obergeschoss. Dies
trifft auch für das Kloster Haydau zu. Zunächst war das Dormitorium
vermutlich dort, wo jetzt der Engelsaal ist, später dann unter dem Dach
des Westflügels direkt neben der Empore. Das hat einen guten Grund: An
Schlaf war nicht wirklich zu denken. Der Tages- und Nachtablauf wurde
acht Mal durch das Gebet unterbrochen, heißt es doch in Psalm 119,
Vers164: „Ich lobe dich des Tages sieben Mal“, und im selben Psalm in
Vers 62: „Um Mitternacht erhebe ich mich zu deinem Lobe.“ Im
Dreistundentakt wurde also gebetet: Nachts zwischen 2 und 3 Uhr
versammelten sich die Nonnen ebenso zum Gebet wie bei Sonnenaufgang um
6 Uhr, dann um 9, um12, um15 und um 18 Uhr sowie zum Sonnenuntergang um
21 Uhr, und schließlich um Mitternacht.
Nach dem Sonnenaufgangsgebet und vor dem Sonnenuntergangsgebet wurde im
Refektorium, im Speisesaal, Nahrung aufgenommen. Die Gestalt des Raumes
erinnert mit Absicht an ein Kirchenschiff: der Schwerpunkt liegt nicht
allein bei der körperlichen Nahrung, es geht mindestens ebenso um die
geistige Nahrung: Während die Nonnen auf Geheiß der Äbtissin schweigend
ihr Essen einnahmen, wurde parallel dazu aus der Heiligen Schrift
vorgelesen, selbstverständlich lateinisch.
Das
Essen hingegen passt mühelos auf den Unterteller heutiger Kaffeetassen:
es war fleischlose Nahrung, man aß nahezu ausschließlich die Erträge
des eigenen Klostergartens und das Weizen- oder auch Roggenbrot aus der
eigenen Bäckerei. Lediglich den Kranken und Lohnarbeitern durfte
Fleisch zugestanden werden. Gäste bekamen zwar etwas mehr Brot, jedoch
auch kein Fleisch. An Fastenzeiten, insbesondere vor Weihnachten und
Ostern und an verschiedenen Heiligentagen war dieses Essen noch einmal
reduziert. Das Refektorium war auch der Ort, wo die Äbtissin mit den
ihr unterstellten Nonnen wichtige Dinge besprach: Tagesabläufe,
Dienstpläne und mehr.
Der klösterliche Brunnen im
Innenhof diente nicht nur als Trinkwasserquelle. Er war ebenso wichtig
als Ort der Reinigung, nicht nur körperlich, sondern auch als Ort der rituellen Reinigung.
Es war kalt im Kloster, lediglich das Calefactorium, die Wärmestube,
war beheizbar. Dort konnte man sich aufwärmen oder aber die Kranken
wurden dort beherbergt. Die Kleidung der Nonnen hingegen war einfach,
„ohne Pelz und Unterkleidung“, die „Tagesschuhe von Kuhleder" (Regel XI
des Ordensstatuts der Zisterzienser).
Die Nonnen waren zuallererst für das Gebet und die Arbeit in der
Bibliothek zuständig. Von den Nonnen des Kloster Haydau ist bekannt,
dass sie Marienfiguren anfertigten und diese dann auch verkauften. Die
Verehrung von Maria ist typisch für diesen Orden. Alle Klöster sollten
ihr zur Ehre gegründet werden. So ist auch die Klosterkirche in der
Haydau eine Marienkirche. Die zum Kloster gehörenden Ländereien und der
Weinberg durften nur teilweise von den Nonnen bewirtschaftet werden.
Dafür gab es sogenannte Konversen oder Laienbrüder, die nach einer
Probezeit von einem Jahr bleiben durften und in den
Wirtschaftsbereichen vor dem Kloster lebten. Der Zutritt zum Kloster
selbst war ihnen in der Regel nicht gestattet. Den Nonnen blieb im
Bereich um das Kloster die Pflege der Kräutergärten: Die Klöster waren
die Apotheken des Mittelalters.
Wenn man bedenkt, wie hart und entbehrungsreich das Leben im Kloster
war, so ist es nachvollziehbar, dass die durchschnittliche
Lebenserwartung ungefähr bei 30 Jahren lag. Allerdings war dies im
Umland oft ebenso der Fall.
Jörn Schlede, Pfarrer
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Die Klosterkirche [Gebäudeplan (1)]
Inmitten
des Klostergevierts fanden sich bei den Ausgrabungen Scherben
handgeformter Keramik, die eine Besiedlung des Platzes zu
vorchristlicher Eisenzeit im 8. bis 1. Jahrhundert v. Chr. bezeugen.
Schriftliche Überlieferungen für diesen Platz setzen erst im Jahr 1235
ein, als Hermann von Treffurt dem Fritzlarer Probst Gumbert als Sühne
für seine Beteiligung an der Zerstörung Fritzlars die Kapelle „uff der
Heide“ nebst Grundbesitz stiftete. Hermann hatte 1232 gemeinsam mit
Konrad von Thüringen, dem Schwager der Heiligen Elisabeth (1207—1235),
Fritzlar belagert, konnte die Stadt aber nicht einnehmen. Als die
Belagerer sich zurückzogen, „liefen die gemeynen wybere uff die Mure in
der stad und hingen ire nackeden arsse uwer die czynnen und riefen en
zu“, erzählt ein zeitgenössischer Chronist. Darüber ergrimmten die
Krieger so sehr, dass sie umkehrten und nun Fritzlar erstürmten. Stadt
und Petersdom wurden angezündet, die Reliquien geschändet.
Wann die Kapelle auf der Heide gebaut wurde, wie sie aussah und ob sie
tatsächlich an der Stelle der jetzigen Klosterkirche oder
möglicherweise auch auf dem noch heute so genannten Kapellenberg nahe
dem Altmörscher Sportplatz stand, ist nicht bekannt. Eher für den
Standort Kapellenberg sprechen die dortigen Bodenverhältnisse: Der Name
„Heide“ bedeutet ödes, unbebautes Land. Die Ausgrabungen im
Klosterinnenhof belegen eine vorklösterliche Begräbnisstätte in diesem
Bereich. Ob Teile einer älteren Kapelle noch in der heutigen
Klosterkirche stecken, lässt sich nicht eindeutig beweisen. Die
Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen sprechen allerdings für eine
Erhöhung und Verlängerung eines schon vorhandenen Kirchenschiffes.
Nicht erwiesen ist auch, dass die jetzige Kirche auf den Grundmauern
des durch eine Fehde zerstörten Klosters aus dem Jahr 1235 gebaut
wurde. Fest steht allerdings, dass die Bauarbeiten für die
Klosterkirche um 1280 abgeschlossen waren. So alt sind Reste der
Dachkonstruktion. Einen Turm besaß die Kirche nicht, vermutlich aber
einen Dachreiter, in dem die Glocke untergebracht war. Hierfür spricht
auch eine Skizze aus dem Jahr 1597. Die vierjochige Saalkirche mit
dreiseitigem Chor und Nonnenempore gehört zu einer Gruppe ähnlicher
Nonnenklosterkirchen im hessisch-thüringischen Raum. Mitten im
Hersfelder Gebiet gehörte der Haydauer Besitz immer zum Kloster Fulda.
Gertrude von Leimbach, eine Freundin der Heiligen Elisabeth, war die
erste Äbtissin im Zisterzienserinnenkloster. Die Tracht der Nonnen war
weiß mit zwei schwarzen Umhangtüchern. „Ora et labora“, bete und
arbeite, war ihr Lebensmotto. Gemäß der Benediktinerregel lebten sie
schlicht und asketisch. So war auch das Innere dieser Kirche ohne
Kunstwerke und Malereien. Lediglich die Schlusssteine und die
Kragsteine – die untersten Steine am Kreuzgewölbe – im vorderen Bereich
des Chorraumes sind mit Weinlaub verziert. Gottesdienste konnten die
Nonnen nur feiern, wenn ein Abt oder ein männlicher Geistlicher im
Hause war. Während der Geistliche die Messe unten im Chorraum am Altar
zelebrierte, war den Frauen lediglich der Aufenthalt auf der Empore
gestattet. Hier hatten sie auch ihre Stundengebete zu verrichten.
Deshalb war die Verbindung aller Räume des Klosters zu dieser Empore
für die Zisterzienserinnen wichtig. Sie erfolgte über die Dachgeschosse
der zunächst eingeschossigen Kreuzgänge und Türen in der südlichen
Kirchenwand.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war die Klosterkirche eine vielbesuchte
Wallfahrtskirche. 1517 erwarb Äbtissin Elisabeth vom Rheine das Recht,
Ablassbriefe zur Linderung der finanziellen Sorgen des Klosters zu
verkaufen. Mit einem Ablassbrief wurde der arme Sünder je nach Höhe der
Summe eine entsprechende Zeit vor dem Fegefeuer bewahrt. Mit dem
eingenommenen Geld wurden Kelche und Altartücher sowie die Kerzen zum
ewigen Licht gekauft. Von Letzterem brannten in der Kirche fünf Ampeln.
Als am 24. April 1525 aufständische Bauern unter Gewaltanwendung in das
Kloster eindrangen, wurde auch eine steinerne Engelsfigur an einem der
Steinbögen zum Kloster hin abgeschlagen.
Nach der Auflösung des Klosters im Jahr 1527 diente die Kirche den
hessischen Landgrafen als „Schlosskirche“. Moritz ließ während der
großen Umbauarbeiten von 1616 bis 1619 das Dach und die runde Haube des
Treppenturmes ersetzen. Außerdem erhielt das angrenzende Dach des
nördlichen Kreuzganges drei Giebel, die jedoch wenig später wieder
entfernt und durch das heutige Pultdach ersetzt wurden. Im
Kircheninneren wurde der ursprünglich einschiffige gewölbte Saal durch
Abbruch der Zwischendecken aus dem 16. Jahrhundert wiederhergestellt.
Die steinerne Nonnenempore mit ihrem Zugang von den herrschaftlichen
Gemächern im Westflügel wurde zum „Herrenstand“. Für den Hofstaat
entstanden hölzerne Emporen, sogenannte Bohrleuben, an den Langseiten,
die über eine Treppe innerhalb der Kirche und die Wendeltreppe des
Rundturmes zu erreichen waren. Die vom Kircheninneren sichtbaren Teile
dieser Emporen waren mit Bibelzitaten bemalt, an der Empore des
Fürstenstandes hatte Landgraf Wilhelm VI. seine Initialen anbringen
lassen. Bis zum Abbau der Emporen war hier zu lesen „V.G.G.W. 6 L z
H.H.F.Z.H.G z H. D.C.N.U.S.“ Diese Buchstaben bedeuten: „Von Gottes
Gnaden Wilhelm VI., Landgraf zu Hessen, Fürst zu Hersfeld, Graf zu
Ziegenhain, Dietz, Catzenelnbogen, Nidda und Schaumburg. Wilhelm VI.
regierte 1637-1663, davon die ersten dreizehn Jahre unter der
Vormundschaft seiner Mutter Amalie Elisabeth.
Hofstaat und Gottesdienstbesucher niederen Standes betraten die Kirche
über eine Tür im Nordkreuzgang innerhalb des Schlosses. Ein Zugang für
die Dorfbevölkerung war nicht nötig, da Altmorschen eine eigene
Pfarrkirche besaß. Erst seit 1810, nachdem die alte Dorfkirche
baufällig geworden und das Interesse der Landesfürsten an ihrem Schloss
erlahmt war, konnte die Schlosskirche von den Altmörschern genutzt
werden. 1821 kam die Orgel aus der alten Dorfkirche in die
Klosterkirche. Die vorige war 1774 in der Regentschaft von Landgraf
Friedrich II. aufgestellt worden.
Nach der Reformation erhielten die Pfarrer von Altmorschen-Haydau ihre
Besoldung vom Klostervogt des nun landgräflichen Gutes. Zweifellos
wurden Altmorschen und Haydau bald zu einer Pfarrei vereinigt. Erster
protestantischer Pfarrer war Martin Bengel. Auch der Mitreformator
Johann Sutel wird genannt. Martin Luther selbst war nie in Morschen
gewesen. Auf dem Weg nach Marburg, zu den Religionsgesprächen vor allem
mit dem Schweizer Reformator Ullrich Zwingli, zog er aber am
28.September 1529 von Waldkappel über Bischofferode - Spangenberg -
Adelshausen an die Fulda, um am Gut Fahre überzusetzen.
Das Fenster im Chorraum war vermutlich Jahrhunderte lang eine schlichte
Bleiverglasung. Das heute im Chorraum vorhandene große bunte Fenster
stiftete Domänenpächter Johann Pestalozzi, ein Großneffe des Schweizer
Pädagogen und Sozialreformers, als in den 1890er Jahren die
Klosterkirche restauriert wurde. Die Ornamentik der Fenster erinnert
mit den Weinblättern an den Weinanbau durch die Zisterzienserinnen im
Ort (am Weinberg hinter dem Wickenhof). Die Symbolik oben im Fenster
stellt vermutlich die Welt dar, die unter der Herrschaft des Kreuzes
gesehen wird. Beides in Verbindung ist eine Anspielung auf das
Jesus-Wort aus Johannes 15, 5 : „Ich bin der Weinstock, ihr seid die
Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn
ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Anfang
der 1960er Jahre wurden die seitlichen Emporen (Bild) in der Kirche
abgebaut und somit die Kirche annähernd in den ursprünglichen Zustand
zurückversetzt. Stand die Kanzel vorher unterhalb des bunten
Fensters im Chorraum, wurde diese nun dorthin gesetzt, wo heute der
Taufstein steht. Dieser war bis vor der Renovierung Bestandteil des
Altars. Der Eingang wurde nach hinten verlegt, der vordere Eingang
zugemauert. 1977 ertönte zum ersten Mal die von der Firma Noeske,
Rotenburg/F. gebaute neue Orgel. 155.000 DM hatte sie gekostet. Bei
einer weiteren Renovierung im Jahr 1983 wurde die Kanzel auf die
Klosterseite umgesetzt. Die alte Kanzel kam in die Friedhofshalle. Die
Orgel-Empore wurde vergrößert und erhielt eine Holzbrüstung, der
Bereich unterhalb der Empore wurde mit einem Windfang aus Holz
versehen. Das Fenster im Chorraum wurde dank einer anonymen Spende über
10.000 DM im Jahr 2003 restauriert und erhielt eine Schutzverglasung.
Zahlreiche Spenden aus der Bevölkerung ermöglichten es, dass auch im
Eingangsbereich an der Westseite im Jahr 2003 zwei neue Kirchenfenster,
gestaltet durch die Künstlerin Margarethe Keith aus Winzberg am Rhein,
eingebaut werden konnten.
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Der Klosterinnenhof mit Kreuzgang [Gebäudeplan (3)]
Zeit muss man sich schon nehmen, um den Innenhof auf sich wirken zu
lassen. Schon bald wird spürbar, was hier im Zuge der Neugestaltung
dieses Kleinodes entstanden ist: Ein Garten der Poesie und der
Besinnung. Klösterliche und landgräfliche Gartenstrukturen, aber auch
Anforderungen an das Nutzungskonzept der heutigen Gesamtanlage waren
die prägenden Gestaltungsgrundsätze. Wo früher der achteckige Brunnen
im landgräflichen „Lustgärtlein“ stand, setzt heute die neue
Brunnenanlage Akzente. Wegekreuz und Brunnen nehmen die Grundelemente
eines Klostergartens auf. Die Bepflanzung knüpft an klösterliche
Traditionen der Kräuterzucht an.
Parallel zu den Außenwänden des Kreuzgangs verläuft eine
Sandsteinrinne. Sie stammt aus der Zeit, als Landgraf Moritz von Hessen
1616 – 1619 das ehemalige Zisterzienserinnenkloster für seine Zwecke
umbauen ließ. Im Zuge dieses Umbaus erhielt auch der Kreuzgang,
abgesehen von kleineren Änderungen nachträglicher Nutzer (z.B.
zugemauerte Fensteröffnungen), sein heutiges Aussehen: Seinerzeit
wurden die Maßwerkfüllungen aus den Spitzbogenarkaden herausgeschlagen
und hohe Fensterbrüstungen eingezogen. Und zur Schaffung umlaufender
Galerien im ersten Stock wurde der gesamte Kreuzgang mit Fachwerkwänden
aufgestockt.
Der
klösterliche Kreuzgang selbst entstand in mehreren Bauabschnitten. Bis
1280 wurde der östliche und nördliche Teil errichtet – zunächst ohne
Gewölbedecken über dem östlichen Teil. In der ersten Hälfte des 14.
Jahrhunderts wurden Ost- und Südkreuzgang eingewölbt. Wenig später
folgte der westliche Kreuzgang. Schon vor 1500 wurde der Nordflügel
aufgestockt. Mit dem Umbau des Obergeschosses des Westflügels um 1510
wurde die Fachwerkwand zum Innenhof errichtet.
Fast
vergessen sind die Zeiten, als der Innenhof den Klosterbewohnern der
40er und 50er Jahre des 20. Jahrhunderts als Raum für Schuppen und
Kleintierställe diente. Doch viele Mörscher erinnern sich noch, als
hier während der 1000-Jahrfeier der Gemeinde im Jahr 1985 das von
Pfarrer Günter Schaub geschriebene Heimatspiel „Gertrude von Leimbach“
aufgeführt wurde.
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DAS KLOSTER [Gebäudeplan (2)]
DER SÜDFLÜGEL (Erdgeschoss)
Das Refektorium mit den anschließenden Räumen des Südflügels
Die Umfassungsmauern des Südflügels bis zum 1. Obergeschoss sind die
ältesten erhalten gebliebenen Bauteile der Gesamtanlage des Klosters
aus der Gründungszeit nach 1235. Charakteristisches architektonisches
Element für diese Epoche sind die kleinen Lanzettfenster (Foto) an der
Nordseite zum Kreuzgang hin. Zunächst war dieser Teil des Klosters ein
lang gestreckter solitärer Bau mit einer Holzdecke über dem Erdgeschoss.
Um 1300 wurde die Decke zum Obergeschoss eingewölbt. In dieser Zeit
entstand der heutige Grundriss mit den massiven Querwänden und der
Verkürzung an der Ostseite. Auch die Fenstergliederungen wurden
verändert. Die klösterliche Nutzung des größten Raumes als Speisesaal
kann bisher nur vermutet werden: Erst seit dem 19.Jahrhundert spricht
man vom „Refektorium“ (Speiseraum) [Raumplan (10)].
Unmittelbar an diesen Raum schloss sich die klösterliche Küche an.
Treppen innerhalb des Südflügels gab es zu klösterlicher Zeit keine.
Vermutlich lag das Dormitorium, der gemeinschaftliche Schlafsaal,
oberhalb des Speisesaals, und über der Küche eine Wärmestube. Erd- und
Obergeschoss waren über einen Treppenanbau am nordöstlichen Teil des
Südflügels verbunden.
Im Zuge des Umbaus durch Landgraf Moritz wurde das Refektorium zum
landgräflichen Winter- oder Rittersaal, die heutige Cafeteria [Raumplan (12)]zur
landgräflichen Küche und die ehemalige Klosterküche zur landgräflichen
Pastetenbäckerei und Vorratskammer. Auch die Kellerräume wurden in
dieser Zeit eingebaut. Dabei wurde der Fußboden des Saales höher gelegt.
1892 ließ Domänenpächter Pestalozzi im Erdgeschoss eine Molkerei
einrichten, die hier bis 1934 Milch verarbeitete. Nach 1945 wurden im
Refektorium Haushaltschemikalien hergestellt, und in den anschließenden
Räumen eine Schreinerei betrieben.
1951 übernahm für wenige Jahre die Kirchengemeinde den Raum: Der
Fußboden wurde tiefer gelegt und mit Parkett versiegelt. Nicht nur
während des Umbaus der Klosterkirche wurden hier nun die Gottesdienste
abgehalten, sondern bis in die 1960er Jahre diente er auch als
Winterkirche. Schließlich wurde er bis zur Fertigstellung der
Friedhofshalle im Jahr 1973 als Aussegnungshalle genutzt.
Heute dient der Raum Ausstellungszwecken. Gern werden hier auch Gäste bei besonderen Anlässen empfangen.
Ein Blickfang ist sicher die aus Spenden finanzierte Wandarbeit „Anima
principalis“ der Kölner Künstlerin Eva Ohlow. Das Kunstwerk an der
Westseite hängt hier seit 2001.
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Obergeschoss des Südflügels:
Der Engelsaal mit den anschließenden Räumen
Holztonnendecke und Kamin geben dem heute so genannte Engelsaal sein besonderes Gepräge. [Raumplan (109)]
Der Raum entstand 1616-19 als Festsaal des Lustschlosses. Zeitweise
diente er auch als landgräflicher Speise- und Billardsaal. Er wird
überwölbt von einer Bretttonne mit vier Stich-kappen über den
Fensteröffnungen der Gauben an der Südseite. Die wohl bereits um 1619
entstandene illusionistische Ausmalung der Holz-tonnendecke zeigt einen
Abendhimmel mit untergehender Sonne inmitten eines Abendrots über der
nordwestlichen Ecke des Saales und den Aufgang einer Mondsichel schräg
gegenüber im Südosten. Dunkle blaugraue Wolken, die von den
Seitenflächen heraufziehen, lassen vorwie-gend im Scheitel der Tonne
den gelblichbraunen bis beigefarbenen Himmelsgrund unbedeckt. Über
Himmel und Wolken sind Sterne verteilt, die möglicherweise in
Sternbildern angeordnet sind. Geflügelte Putten, die Palmenzweige und
Blumen tragen, bewegen sich zwischen den Wol-ken. Einige schauen aus
Wolkenlücken hervor. Ein von vier Putten getragener Blumenkranz nahe
des westlichen Endes der Tonne umgibt ei-nen Haken, an dem vermutlich
ehemals ein Rad-leuchter hing.
Der
fast düster anmutende Gesamteindruck war nicht immer so. Zeitzeugen
erinnern sich, dass der heute beige- bis bräunlich-ockerfarbig
erscheinende Himmel tatsächlich blau war. Die grauschwarzen Flächen
werden noch 1935 als grau-weiße Wolkengebilde beschrieben. Eine noch
jüngere Bestätigung kommt von zwei Söhnen der Familie Biedermann.
Biedermanns wohnten von 1949 bis 1958 in den Räumen oberhalb des
Refektoriums und der Cafeteria. Der Engelsaal war Teil ihrer Wohnräume
und wurde ab 1954 als Fertigungsraum für eine Strumpffabrik genutzt.
Erst im Zuge dieser neuen Nutzung wurde die Zwischendecke eingezogen.
Und nach deren Entfernung zeigten sich die Farbveränderungen. Als
Ursache für das Nachdunkeln und die Farbveränderungen werden
Ausdünstungen der in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts eingebauten
Faserplattenverkleidung vermutet.
An der Ostwand
steht der prächtige Kamin aus weißem Sandstein mit eingearbeiteten
Alabasterplatten aus den Brüchen im benachbarten Konnefeld und reichem
Schmuck aus Roll- und Beschlagwerk. Der Aufsatz aus rotem Sandstein
trägt die Wappen von Hessen und Nassau-Siegen sowie die Initialen des
Bauherrn, Landgraf Moritz von Hessen, und seiner Gemahlin Juliane mit
der Jahreszahl 1619. Zahlreiche Gravuren auf den Alabasterplatten sind
Zeugen der Nutzung in den 40er und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts:
Bis 1945 diente der Engelsaal der Unterbringung von Kriegsgefangenen.
Danach wurden hier Strickwaren hergestellt, ein Teil war auch als
Wohnung genutzt.
Inzwischen haben viele junge Paare den Engelsaal als stimmungsvolle
Umgebung für ihre standesamtliche Trauung entdeckt. Gern wird der Raum
auch für Kammerkonzerte genutzt.
Die anschließenden beiden Räume dienen heute als Foyer und als
Seminarraum. Zu landgräflichen Zeiten wurden hier Gäste untergebracht. [Raumplan (111)(112)]
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DER OSTFLÜGEL
Die durch Landgraf Moritz durchgeführten Baumaßnahmen prägen noch heute die Gesamtanlage. Auch vom Ostflügel ließ er — wie
vom Nord- und Südflügel — wenig mehr als die gewölbten Räume des
Erdgeschosses stehen. Die Treppe an der Nordseite des Refektoriums,
dort, wo heute die Toilette ist, verschwand. Ebenso der dortige
Schweinestall mit dem „Stinkgewölbe“, vermutlich einer Abortgrube. Im
bisher freien Raum zwischen der Kirche und dem Ostflügel entstanden der
24 Meter hohe Treppenturm und das Hauptportal, über dem die Wappen des
Bauherrn und seiner Frau angebracht sind. In die Außenfassade wurden –
wie in den anderen Flügeln — neue, rechteckige Fenster gesetzt.
In klösterlichen Zeiten war der Ostflügel erst nach 1350 als letzter
Trakt errichtet worden, zunächst mit einer Holzdecke. Die spitzbogige
Tür im Raum 7 neben der jetzigen Toilette war vermutlich die Pforte zur
Klausur. Erst im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts wurde der
Kreuzgang mit einem einheitlichen Dach in den Ostflügel einbezogen. In
dieser Zeit wurde auch der tonnengewölbte Keller, der über eine Treppe
im Kreuzgang zu erreichen war, angelegt. Über dem Kreuzgang wurden
Dielen verlegt. Ein nachgewiesener Ofen spricht für die Vermutung, dass
sowohl der nördliche als auch der östliche Kreuzgang ab ca. 1480 in
Wohnräume unterteilt wurde. Die Nonnenempore der Kirche war jetzt nur noch über den Gang im Obergeschoss des Westflügels zugänglich, der über eine Treppe im Innenhof zu erreichen war.
Vermutlich in der Zeit von Philipp dem Großmütigen (1509-1567) entstand
das rundbogige Portal im Erdgeschoss der östlichen Außenwand.
In landgräflichen Zeiten wurden die Räume des Erdgeschosses
hauswirtschaftlich genutzt: Hier befanden sich die „Holländische
Küche“, eine Konditorei, eine Kellerei und die Küchenstube. Heute
werden die Räume 4, 6, 7 [Raumplan (4)(6)(7)] als Ausstellungsräume genutzt. Im Obergeschoss [Räume (103), (104), “Waltari-Bergmann-Raum“ (105) und “Landgräfin Marie Amalie von Hessen“ (106)] waren
zwei Gästegemächer und im Dachgeschoss weitere beheizbare Räume für
Gäste und Gefolge. Die Kellerräume dienten schon zu Klosterzeiten im
15. Jahrhundert als Vorratsräume, später waren sie landgräfliche
„Herrenkeller“.
1857, zur Zeit des Domänenpächters
Otto Wittmer, wurde im Erdgeschoss das Labor einer
agrikultur-chemischen Versuchsanstalt eingerichtet. Sie gilt als eine
der ersten landwirtschaftlichen Versuchsstationen in Deutschland.
1865 wurde sie in die jetzige „Poststation Zum Alten Forstamt“
(Gebäudeplan: 16) verlegt, 1880 nach Marburg. In Kassel besteht sie bis
heute. Im Obergeschoss war die Wohnung des Chemikers Dr. Theodor
Dietrich.
Nach 1945 waren im Erdgeschoss Werkstätten örtlicher Handwerker, im Ober- und im Dachgeschoss Wohnungen.
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DER WESTFLÜGEL
Nach
dem Südflügel und der Kirche wurde in klösterlichen Zeiten um 1300 der
Westflügel mit dem zunächst eingeschossigen Kreuzgang errichtet.
Auffällig ist die Schrägstellung dieses Gebäudetrakts zu den damals
schon vorhandenen Gebäudeteilen: Offensichtlich sollte zwischen
Südflügel und dem neuen Trakt eine Verbindung von außen zum Kreuzgang
geschaffen werden (siehe Raumplan Erdgeschoss). Dort, wo heute die moderne Cateringküche ist [Raumplan (19.1)],
war die neue Klosterküche. Im nördlichen Teil des kreuzgratgewölbten
Erdgeschosses wurden vermutlich von den Zisterzienserinnen Flachs und
Wolle verarbeitet.
Darüber, im Obergeschoss, lag ein
großer Saal, der sich bis unter das Dach öffnete und als Dormitorium
(Schlafsaal) genutzt wurde. Nach Süden, über der neuen Klosterküche im
Erdgeschoss, könnte das Calefactorium (Wärmestube) gelegen haben. Der
Einbau von Zellen lässt sich am Baubestand erst für das frühe 16.
Jahrhundert belegen, als der westliche Kreuzgang aufgestockt und das
Obergeschoss durch die Einbeziehung der Fläche über dem Kreuzgang
erweitert wurde. Mit dieser Baumaßnahme verschwand die bisherige Treppe
vom Kreuzgang zum Obergeschoss. Der Zugang in diese Etage und damit zur
Nonnenempore erfolgte nun vom Innenhof her über eine neue Treppe etwa
in der Mitte des Westflügels.
Nach der Auflösung des Klosters und dem Auszug der letzten 46 Nonnen im
Jahr 1527 nutzte Landgraf Philipp der Großmütige die Gesamtanlage als
Jagdschloss. Im Obergeschoss des Westflügels lagen die Fürstengemächer
und darunter die Silberkammer, die Stube und Kammer der Köche und das
Gemach des „reitenden Küchenschreibers“.
Landgraf Moritz veränderte den Westflügel vollständig: Der gesamte
Innenausbau einschließlich der Gewölbedecken wurde herausgebrochen, ein
weiteres Stockwerk wurde hinzugefügt. Ein Treppenhausvorbau, flankiert
von zwei Zwerchhäusern, gliederte die Westfassade zur Fuldaseite hin.
Der nun dreigeschossige Bau (siehe Skizze), in dem der Landesherr und
seine Familie ihre Gemächer hatten, überragte alle anderen Flügel
einschließlich der Kirche. Der südliche Giebel wurde um eine
Fensterachse verbreitert. Damit verschwand auch der klösterliche
Eingang zwischen Süd- und Westflügel. Die direkte Verbindung von den
fürstlichen Gemächern im Obergeschoss zum Park wurde durch das neue
Treppenhaus erreicht. Südlich dieses auch jetzt noch vorhandenen
Treppenhauses, dort, wo heute die Wohnung des Hausverwalters ist, waren
die Gemächer des Landgrafen. Die Räume seiner Frau Juliane sowie
weitere Gemächer waren im nördlichen Teil. Im neuen zweiten
Obergeschoss war die Raumeinteilung identisch. Diese Gemächer dienten
zu landgräflichen Zeiten der Unterbringung der Kinder, ranghoher
Mitglieder des Fürstengefolges und den Gästen. Die Küche ließ Moritz im
Erdgeschoss. Mit einem neuen Heizungs- und Frischwassersystem, der
Anlage von Abort-Erkern und den farbigen Ausmalungen der Innenräume mit
reichen Renaissanceelementen war Schloss Haydau zweifellos eine
repräsentable Anlage geworden, in der ein großer fürstlicher Hofstaat
feudal untergebracht werden konnte.
Nach dem Tod von
Landgraf Karl im Jahr 1730 scheint das Interesse der Landgrafen an
Schloss Haydau deutlich nachgelassen zu haben. Das einstige Jagdschloss
wurde 1830 Staatsdomäne. Die Obergeschosse des Westflügels wurden nun
für Speicherzwecke genutzt, im Erdgeschoss waren Schafställe. 1884
musste das zweite Obergeschoss wegen Baufälligkeit abgebrochen werden,
der Bau wurde nun wieder zweigeschossig. Die Zwerchhäuser am südlichen
und nördlichen Ende wurden nach innen gerückt (vergl. Skizze oben mit
dem Foto darunter), die Abortschächte entfernt. Bei diesem Umbau
erhielt die Westfassade ihr heutiges Gesicht.
1938 wurde die Domäne aufgesiedelt. Für kurze Zeit war auch der
Westflügel ungenutzt. Doch nach dem schweren Luftangriff auf Kassel im
Oktober 1943 fanden ausgebombte Familien in eilig hergerichteten
Notwohnungen in den ehemaligen Speicherräumen des Obergeschosses eine
Unterkunft. Nach 1945 war im Erdgeschoss für wenige Jahre ein
Chemikaliengroßhandel, dann begann hier, im nördlichen Teil, August
Heinzerling mit der Produktion des „Rührfix“, einem handbetriebenen
Küchengerät.
Beide Etagen des Westflügels können heute für Familienfeiern,
Ausstellungen, größere Veranstaltungen und für Seminare genutzt werden.
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Der alte Domänenhof
Betritt man durch das Haupttor den ehemaligen Domänenhof, richtet sich
der Blick wie selbstverständlich auf die alte Klosterkirche mit dem
Glockenturm und den unmittelbar anschließenden Gebäuden. Weitere Bauten
aus den verschiedensten Zeitepochen machen das Besondere der
Gesamtanlage aus: Zur Linken der ehemalige Wirtschaftsflügel mit dem
Burggrafenhaus [Gebäudeplan (10)],
an der Kopfseite im Süden das so genannte Herrenhaus mit der
anschließenden Orangerie, und zur Rechten der jüngste Bau, das Hotel
Kloster Haydau.
Alle diese Gebäude gehören seit wenigen Jahren der Melsunger Firma
B,Braun, die hier ein Seminar- und Tagungszentrum errichtet hat. 2013
wurden die umfangreichen Bau- und Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen. 37
Millionen Euro wurden investiert, 63 Dauerarbeitsplätze geschaffen.
Der Wirtschaftsflügel
Der
alte Marstall, die so genannte Klosterscheune und das dazwischen
liegende Kutscherhaus wurden in den Jahren 2010 bis 2012 denkmalgerecht
restauriert. Unter Beibehaltung des ursprünglichen Charakters
entstanden auf zwei Etagen insgesamt 11 Seminar- und Tagungsräume mit
modernster Technik: 7 im Marstall und 4 in der Klosterscheune,
verbunden durch das jetzt als Treppenhaus dienende Kutscherhaus. Die
gelungene Verbindung von Alt und Neu macht die besondere Atmosphäre
dieser Räume aus.
Derzeit noch offen ist die künftige Nutzung des Burggrafenhauses [Gebäudeplan (10)] und des anschließenden Scheunengebäudes.
Wenn
man in früheren Zeiten von der Nürnberger Landstraße auf den Domänenhof
wollte, hatte man zuvor ein Torhaus zu passieren, das über der heutigen
Einfahrt stand und erst 1843 abgebrochen wurde. Wann dieses Gebäude
erbaut wurde, ist nicht mehr bekannt. Belegbar ist, dass Landgraf
Moritz im Jahr 1608 das Torhaus umbauen ließ, ebenso wie den Schafstall
am gegenüberliegenden Ende des Domänenhofes und einen Schweinestall auf
der Westseite des Hofes.
Im
Jahr 1606 hatte Landgraf Moritz mit den Umbauten an den Gebäuden
östlich des Wirtschaftshofes begonnen. Vermutlich war ihm daran
gelegen, zuerst die Erträge der Haydauer Vogtei durch umfassende
Modernisierung zu sichern und zu steigern, bevor er sich dem Schloss
zuwandte. Abgebrochen und nach seinen Vorstellungen neu gebaut wurde
die Vogtei, seit dem 19. Jahrhundert Burggrafenhaus [Gebäudeplan (10)] genannt. Im großen Viehstall [Gebäudeplan (11)(13)] nördlich der Vogtei waren Rinder und Pferde des Wirtschaftsbetriebes untergebracht. Er
diente auch als herrschaftliche Stallung. Die an dieses Gebäude zum
Torhaus hin anschließende Hofmeisterwohnung mit den beiden großen
Torbögen im Erdgeschoss für die Kutschenremise [Gebäudeplan (12)] entstand um diese Zeit vollständig neu.
An den südlich des Burggrafenhauses gelegenen Scheunen [Gebäudeplan (7)(8)(9)] wurden damals nur kleinere Veränderungen der Innenkonstruktion vorgenommen. Diese
Gebäudeteile zählen damit zu den ältesten. Die Nutzung der übrigen
Gebäude an der Ostseite des Hofes ist zu Domänenzeiten relativ
konstant. Das Burggrafenhaus [Gebäudeplan (10)]
diente über die meiste Zeit als Wohnunterkunft. Über viele Jahre waren
hier die Schäfer untergebracht – noch heute bezeichnen die
Einheimischen das Gebäude als „Schäferei“. Später war hier auch die
Schmiede der Domänenpächter.
Nach
1945 fanden hier – wie in den übrigen bewohnbaren Räumen der
Gesamtanlage – Heimatvertriebene und Flüchtlinge, später auch sozial
schwache Familien eine Unterkunft. Der letzte Bewohner zog 2001 aus.
Während des 2. Weltkrieges dienten die großen Gebäude zwischen
Burgvogtei und Hofeinfahrt als „Luftschutzgerätelager“ und als
Speicher. Später wurden sie gewerblich genutzt. Danach war hier im
Untergeschoss das Feuerwehrmuseum untergebracht und im Obergeschoss die
Schützen heimisch geworden. In den mittleren Teil zog 1974 die
Altmörscher Feuerwehr ein. Und oberhalb im Dachgeschoss wurden –
erstmals 1992 – die vom Hessischen Rundfunk initiierten
Traumtänzer-Varietésendungen für das Fernsehen aufgezeichnet. Bis 2010
wurde der Raum mit seiner unverwechselbaren Atmosphäre von der Mörscher
Theatergruppe und anderen Kulturträgern für Veranstaltungen genutzt.
Blick vom Herrenhaus aus über den Domänenhof. Rechts das Burggrafenhaus.
Herrenhaus
Das dem Eingang gegenüberliegende ehemalige Herrenhaus [Gebäudeplan (4)],
auch „Cavaliershaus“ genannt, ließ Landgraf Karl im Jahr 1685 bauen.
Zunächst diente dieses zweigeschossige Gebäude mit seiner Fassade zum
Wirtschaftshof höheren Hofbediensteten als Unterkunft. Im Jahr 1803
wurde das bisherige Herrenhaus vorübergehend dem Schlossgärtner als
Wohnung zugewiesen, doch nach 1813 bis zur Auflösung der Domäne wohnten
die jeweiligen Pächter hier.
1818
ließ es Kurfürst Wilhelm I. durch einen Fachwerkbau an der Ostseite
erweitern. Alte Fotografien weisen nach, dass bis nach 1910 dieser
Erweiterungsbau mit der angrenzenden Scheune verbunden war. Die
Durchfahrt vom Hof über den heute so genannten Kutscherweg zu den
Ländereien war offen.
1937
wurde im Herrenhaus das erste Arbeitsdienstlager für junge Frauen im
Kreis Melsungen eingerichtet. Die „Arbeitsmaiden“ wurden hier politisch
geschult, in der Hauswirtschaft unterwiesen und halfen auch in der
örtlichen Landwirtschaft mit.
Nach
1945 diente der Bau lange Zeit der Unterbringung ausgebombter und
vertriebener Familien. Zu Beginn der 1950er Jahre waren – bis zur
Fertigstellung der neuen Altmörscher Volksschule 1954 – drei
Schulklassen untergebracht. Und als 1982 die Gemeindeverwaltung hier
einzog, schien es so, dass das einstige Herrenhaus seine endgültige
Zweckbestimmung als Rathaus der Gemeinde Morschen gefunden hat.
Schon
nach wenigen Jahren erwies sich die Bausubstanz gefährdeter als
zunächst angenommen. Die Gemeindeverwaltung zog vorübergehend in die
inzwischen abgebrochenen Gebäude der Firma Heinzerling. Doch die
erforderliche grundlegende Sanierung des historischen Herrenhauses war
durch die Gemeinde nicht zu schultern. Nach Übernahme auch dieses
Gebäudes durch die Firma B.Braun wurde 2009 mit den Sanierungsarbeiten
begonnen. Hier werden nach Abschluss der Arbeiten 2010 sieben
Veranstaltungsräume angeboten.
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Hotel Kloster Haydau
Ein
Seminar- und Tagungszentrum ist ohne Übernachtungsmöglichkeiten in
unmittelbarer Nähe nicht zu betreiben. So reifte die Idee, einzelne
Gebäude abzubrechen und in diesem Bereich zwischen alter Klostermauer
und der Kirche einen Hotelneubau zu errichten.
Ein
Architekturwettbewerb im Jahr 2009 sah den jetzigen Bau als Sieger.
2011 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, 2013 begann der Betrieb. Das
Haus bietet 136 Zimmer mit unterschiedlichem Komfort und wunderschönem
Ausblick auf den unmittelbar anschließenden Klosterpark an. Im unteren
Geschoss setzt sich die alte Klostermauer fort. Alle Einrichtungen
stehen nicht nur dem Seminarbetrieb sondern auch der Öffentlichkeit für
Übernachtungen und Feiern zur Verfügung.
Die ältesten der 2011 abgebrochenen Gebäude waren im 19. Jahrhundert entstanden. Anstelle
des abgebrochenen Torhauses wurde 1843 ein neues Wachhaus gebaut, dem
sich zum Kloster hin an der Stelle des abgebrochenen Schweinestalles
eine Brennerei (Bild rechts) anschloss. Auch der Eingangsbereich wurde
neu gestaltet.
Zu
späteren Domänenzeiten waren hier polnische, russische und galizische
Wanderarbeiter untergebracht, im 1. und 2. Weltkrieg auch
Kriegsgefangene.
Nach
1946 baute hier August Heinzerling seine Firma aus. Lange Zeit hatte er
seine Wohnung im Obergeschoss der ehemaligen Brennerei, im Wachhaus war
das Büro, dahinter der Werkzeugbau. Viele Altmörscher erinnern sich
noch, dass hinter diesen Gebäudeteilen, dort, wo jetzt der Klosterpark
erstrahlt, der gemeinschaftliche Dreschplatz war.
Den
gepflasterten Hof und die Grünfläche zwischen Hotel und Klosterkirche
grenzt eine neue Mauer ab. In deren Verlängerung sieht man einen
schmiedeeisernen Zaun mit den Pfeilern aus Sandstein. Dieser entstand 1696 anstelle der bisherigen Mauer gegen den Wirtschaftshof hin.
Eingebunden
in diese Abgrenzung war eine Brunnenanlage mit Becken auf jeder Seite
des Zaunes. Vermutlich verschwand jetzt auch das Wachhaus, das
unmittelbar an der Einfahrt zum Hauptportal des Schlosses gelegen hatte
und nun die neue Durchlässigkeit vom Wirtschaftshof zum Schlossvorhof
störte. Damals wurde ein Teil des Hofes gepflastert, damit die
herrschaftlichen Kutschen bequem den Schlossvorhof erreichen konnten.
Das jetzige Pflaster stammt allerdings nicht mehr aus dieser Zeit. Es
entstand im südlichen Teil des Hofes mit dem Rondell vor dem Herrenhaus
im Zuge der Dorferneuerung im Jahr 1983. Der Bereich zwischen
Wirtschaftsflügel und dem neuen Hotel erhielt während der Baumaßnahmen
des Seminar- und Tagungszentrums sein heutiges Ansehen.
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Klosterpark mit Orangerie [Gebäudeplan (5)]
Die
Baumaßnahmen von Landgraf Karl aus den 1680er Jahren prägen den Park
bis heute. Bereits zu klösterlichen Zeiten war der Garten in die
Bewirtschaftung einbezogen.
Landgraf
Moritz ließ 1608 südlich des Schlosses einen Lustgarten anlegen.
Westlich und nördlich befanden sich seinerzeit Baumgärten. Der östlich
vorgelagerte Schlossvorhof und der Garten waren durch eine Mauer gegen
den Wirtschaftshof, den heutigen Domänenhof, abgegrenzt. Es ist
anzunehmen, dass die Pyramideneiche vor der Orangerie, heute ein
geschütztes Naturdenkmal, aus dieser Zeit stammt.
Landgraf Karl ließ 1685 das Gelände umfassend neu gestalten. Die alte Begrenzungsmauer nach Süden verschwand. Durch
eine tiefer liegende Terrasse wurde der Park großzügig erweitert. Eine
neue Mauer mit Nischen zur Aufstellung bepflanzter Kübel und mit einer
Exedra, einer halbkreisförmigen aus der Mauerflucht heraustretenden
Aussichtsplattform. Mit dieser Exedra am Ende der Wegeachse vom
Südflügel, in der auch der Springbrunnen, die Grotte aus Tuffgestein
und der herzförmige Teich der unteren Ebene liegen, entstand eine
Blickachse in die Landschaft auf die Ruine der damals noch vorhandenen
Kapelle auf dem Kapellenberg.
Am
Ostrand des erweiterten Gartens ließ Landgraf Karl 1696 angrenzend an
das zweigeschossige Kavaliershaus, heute Herrenhaus genannt, eine
beheizbare Orangerie [Gebäudeplan (5)]
zur Überwinterung exotischer Pflanzen erbauen. Nach derzeitigem
Kenntnisstand ist das barocke Gebäude die älteste Orangerie
Deutschlands, die fast unverändert erhalten geblieben ist.
Mit
dem Tod von Landgraf Karl im Jahr 1730 ließ das Interesse der
Landgrafen von Hessen am Schloss Haydau zunehmend nach. Die Räumung des
Marstalls im Jahr 1756 zeigt, dass die Unterhaltung eines fürstlichen
Pferdebestandes für Jagden und Ausritte nicht mehr für nötig gehalten
wurde. Es wurden kaum noch die erforderlichen Reparaturarbeiten
durchgeführt. Nicht nur das Mobiliar aus dem Schloss wurde im Laufe der
Jahre Stück für Stück abtransportiert. Die Gewächse der Orangerie
wurden zum neuen Schloss nach Wabern und zum Schloss Weissenstein nach
Kassel gebracht. Für die Gartenunterhaltung wurden im Jahr 1774 ganze
117 Reichstaler ausgegeben, etwas weniger als die Hälfte des
Jahreslohnes für den Gärtner. 1798 schließlich ließ man den Garten für
eine beabsichtigte landwirtschaftliche Verpachtung vermessen.
Auf
älteren Fotos aus den 1880er ist zu erkennen, dass der heutige
Klosterpark als Gemüse-, Obst- und Ziergarten genutzt wurde. Die
Nutzung als Hausgarten war in den Jahren nach 1945 für die im
Klosterbereich untergebrachten Familien eine wichtige
Ernährungsgrundlage.
Klosterpark
und Orangerie zeigten sich im Jahr 1961 zum ersten Mal im neuen Glanz
der Öffentlichkeit. Die Gemeinde Altmorschen hatte einen Teil der
Gartenanlage als Parkfläche anlegen lassen. Rosenrabatten umsäumten nun
die Rasenflächen im Bereich zwischen Kloster und Herrenhaus. Die
Wasserflächen wurden mit Fischen besetzt. Der baufällige
zweigeschossige Balkon an der Westseite des Herrenhauses war entfernt
worden. Die Orangerie, zuletzt als Turnhalle für den örtlichen
Sportverein genutzt, wurde als Gemeinschaftsraum, der später noch durch
eine Küche ergänzt wurde, hergerichtet. Zum ersten Mal wurde an dieser
Stelle an einem Septemberwochenende 1961 das Klosterparkfest gefeiert.
Nach
Abschluss der Renovierungsarbeiten an den Klostergebäuden im Jahr 2001
wurde durch den Förderverein Kloster Haydau auch der Park Zug um Zug
restauriert. Ziel war es, die Gesamtanlage so wieder herzustellen, wie
es ein undatierter Gartenplan aus dem 18. Jahrhundert zeigt. Mit dazu
beigetragen haben viele im Engelsaal getraute Paare: Ihnen wurde und
wird noch angeboten, an einem jährlich stattfindenden Aktionstag
gemeinsam einen Rosenstock im Park zu pflanzen. Rosenfreunde kümmern
sich um die Pflege, Freiwillige sind bei den Pflanzaktionen für
Hainbuchenhecken und alte Obstsorten zur Stelle.
Auch
die Orangerie wurde durch den neuen Eigentümer B.Braun umfassend
saniert und zeigt sich seit 2011 mit einem eingeschossigen Anbau an der
Ostseite für Toiletten und Küche als moderner Fest-und Tagungssaal.
Blick vom Hotel auf den westlichen Teil des Klosterparkes
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Technik, Wasserversorgung, sanitäre Anlagen, Heizung
Landgraf
Moritz sorgte während seiner Zeit als Landgraf in der Umbauphase des
Klosters, Anfang des 17. Jahrhunderts, auch für ein System aus
Frischwasser- und Abwasserkanälen auf dem Gelände. Eine Druckleitung
führte Wasser von einer entfernten Quelle östlich des Dorfes entlang
der Dorfstraße über den Wirtschaftshof (Domänenhof) zum Kloster. Die
Druckleitung, die im Kloster bei Ausgrabungen gefunden wurde, bestand
aus langen, bearbeiteten Sandsteinen mit einer ausgemeißelten Rinne, in
der in einer Lehmbettung Rohre aus verlöteten Bleiplatten verlegt
waren. Der Druck reichte offenbar nicht aus, um Gut und Schloss zu
versorgen. Daher war ein Ventil erforderlich, mit dem das Wasser je
nach Bedarf in eine Viehtränke auf der Außenseite der Einfriedung des
Klosters, im Wirtschaftshof, oder in das System des Schlosses geleitet
werden konnte. Vor dem Ostflügel befand sich ein Abzweig für die
Versorgung der Schlossküche im Südflügel, von wo später auch die
Brunnenanlage im südlichen Teil des Schlossgartens (Parks) versorgt
wurde.
Ein
anderer Rohrstrang querte Ostflügel und Innenhof und verlief dann unter
dem Westflügel zur westlichen Außenseite der Anlage, wo mit dem Wasser
die Plattenkanäle der Aborte gespült werden konnten. Die gemauerten
Fallschächte der Aborte befanden sich an der Ost-, Süd- und
Westfassade. Lediglich die Türgewände der Aborte in den jetzigen
Außenwänden blieben erhalten (siehe Foto: Westflügel Raum 124.4 links).
Ein derartiges System war für diese Zeit als außerordentlich modern
anzusehen. Es war der Vorläufer der in größeren Städten Mitte des 19.
Jahrhunderts eingeführten Schwemmkanalisation. Das von den Dächern
fallende Wasser wurde ebenso über die steinernen Rinnen im Innenhof,
die heute wieder freiliegen, in die unterirdischen Abortkanäle
geleitet. Dadurch wurden Keller und Kreuzgänge trocken gehalten.
Während der landgräflichen Nutzung im 16. Jahrhundert wurden die Räume
mit Kachelöfen beheizt. Beleg dafür sind Trümmer, die zusammen mit
anderem Bauschutt über den Gewölben der Kreuzgänge gefunden wurden.
Kachelteile aus dem 15. und 14. Jahrhundert lassen darauf schließen,
dass viele unterschiedliche Öfen bis in das frühe 17. Jahrhundert
nebeneinander im Kloster bzw. dem späteren Schloss genutzt worden sein
müssen. Die Fenster besaßen Verglasungen mit bleigefassten runden
Butzenscheiben.
Im Oktober 1616 steht in einem Bericht an den Landgrafen Moritz, die
Umbauten betreffend: Das Paar solle sich mit „dero älteren Gemächern“
zufrieden geben; das dortige „Frauenzimmer“ sei zwar „etwas zerrüttet“,
weil der Ofen wegen des neuen Brandgiebels fehle aber ein Kamin sei
vorhanden und jedes Zimmer zur Not bewohnbar.
Beheizt wurden die Gemächer dann mit Kachelöfen, die über sogenannte
Vorgelege von den Galerien (die sich über den Kreuzgängen befinden) aus
versorgt wurden, um die Räume rauchfrei zu halten.
Während sämtliche Öfen heute verschwunden sind, haben sich in der Galerie des Ostflügels noch zwei dieser Vorgelege erhalten.
In der jüngeren Vergangenheit wurden die Räume der Wohnungen, die nach
dem 2. Weltkrieg als Ersatzunterkünfte entstanden, mit Öfen und
Küchenherden beheizt, die weitgehend an die mehr oder minder
historischen Schornsteine angeschlossen waren.
Für die Neuplanung der klösterlichen Heizanlage im Rahmen der Sanierung
seit 1985 mussten strenge konservatorische Anforderungen an das
Heizsystem berücksichtigt werden. Es durfte die Raumwirkung nicht
stören, die Bausubstanz nicht schädigen und sollte ein Raumklima mit
gleichmäßiger Temperatur über das ganze Jahr für alle Räume
gewährleisten. Besonderes Augenmerk galt dem „Engelsaal“, der zur
Sicherung der bemalten Holzdecke mit einem dafür verträglichen
Raumklima zu versorgen ist. Zusätzlich wurde von dem System gefordert,
die Mauerwerkstrocknung zu begünstigen. Neben all diesem musste nicht
zuletzt noch das Wohlbefinden der Nutzer berücksichtigt werden.
Die Voruntersuchungen der Planungsgruppe ergab, dass die sehr komplexen
konservatorischen Forderungen von herkömmlichen Heizsystemen nicht
erfüllt werden konnten.
Eine Temperieranlage, bekannt aus denkmalgeschützten Gebäuden und
Museen in Bayern, kam den Anforderungen am nächsten. Das Kloster bekam
ein auf die unterschiedlichen räumlichen Bedingungen des Bauwerks
abgestimmtes differenziertes System der Temperierung der Gebäudehüllen.
Bei dieser Anlage erfolgt eine Verlagerung der Heizflächen an die
wärmeabgebenden Außenbauteile, das bedeutet sowohl eine Einbindung der
Heizflächen in den Baukörper als auch eine Ausnutzung der thermischen
Raumluftströmung zur Beheizung der kalten Außenwandflächen.
In
allen Räumen, wo es Bausubstanz und archäologischer Bestandschutz
zuließen, wurde Fußbodenheizung installiert. In anderen Bereichen wurde
eine mit Elementen der Fußbodenheizung kombinierte Temperierung mittels
eines Temperierungsbandes an den Wänden, knapp über dem Fußboden
angebracht, sowie zusätzliche Heizkörper für die häufig genutzten Räume
und die Wohnung des Hausverwalters. Außerdem wurden Warmwasser führende
Rohre in Form eines Handlaufs zur Wandbeheizung installiert (siehe
Foto). Die sehr vereinfachte Beschreibung verschweigt das höchst
komplizierte regelungstechnische Heiz- und Überwachungssystem, welches
die verschiedenen Anforderungen der Räume und Sicherheitsmaßnahmen
erfüllt.
Der Bereich der Lüftungstechnik ist ebenso über ein programmierbares
Steuerungs- und Überwachungssystem abgesichert. Vier Lüftungssysteme
(Küche, Nassräume, 2 Toilettenblöcke) sorgen für den Austausch der Luft.
Da das Kloster zu einem großen Teil für Tagungen und Seminare genutzt
wird, sind die technischen Voraussetzungen für Kommunikation mit der
Außenwelt und Präsentation in den Tagungsräumen vorhanden. Neben
Telefon, Faxgeräten, Internetanschlüssen bzw. Internet per WLAN
(Wireless Local Areal Network = Örtlich begrenztes Funk-Netzwerk),
Fernseh- und Radioempfang können transportable Beschallungsanlagen,
bestehend aus Verstärkereinheit, Lautsprecher, Mikrofon sowie Sende-
und Empfangseinheiten für eine Simultanübersetzung für maximal zwei
Fremdsprachen genutzt werden.
Auf Grundlage der gesetzlichen Bestimmungen wurde ein
Brandschutzkonzept entwickelt, das das Brandentstehungsrisiko so weit
wie möglich minimiert und die Rettung von Menschen im Falle eines
Brandes sicherstellt. Auch hier werden an die Technik höchste
Anforderungen gestellt. Brandmeldeanlagen und Frühwarnsysteme werden
stets auf dem neuesten Stand gehalten.
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Benutzte Literatur und Quellen
- KLOSTER,
SCHLOSS UND DOMÄNE HEYDAU , Herausgeber : Landesamt für Denkmalpflege
Hessen, Förderverein Kloster Haydau e.V., Deutsche Stiftung
Denkmalschutz, 2002, mit Beiträgen von Gerd Belk, Klaus Böttger,
Reinhard Gross, Dieter Haberland, Dietrich Junkermann, Niklot
Klüßendorf, Karin Kraus, Ellen Kringstad, Günter Laartz, Klaus Rupp,
Susanne Silbernagel, Helmut Spitze, Katharina Thiersch, Wolfhard Vahl,
Hella Wimmel
- Bergmann, Waltari: TAUSENDJÄHRIGES MORSCHEN, Herausgeber: Gemeinde Morschen , 1985
- Gross, Reinhard, und Rohrmüller, Marc: DIE GESCHICHTE DER SCHMELZSCHEN POSTHALTEREI AN DER HAYDAU, Broschüre
- KARTENUNTERLAGEN beim Katasteramt Melsungen (jetzt Amt für Bodenmanagement Homberg/Efze)
- KIRCHENBÜCHER der Kirchengemeinde Altmorschen
- KLOSTERBRIEFE ab 1998, Herausgeber Förderverein Kloster Haydau e.V.
- DAS KLOSTER HAYDAU, Broschüre der B.Braun AG
- HOTEL KLOSTER HAYDAU - Seminare und Tagungen, Hotel-Broschüre
- Schlede, Jörn: DIE KLOSTERKIRCHE, Beitrag auf der Internetseite www.kloster-haydau.de
- Wohlgemuth, Otto: MORSCHEN IM 20. JAHRHUNDERT – SIEBEN DÖRFER IN BEWEGTEN ZEITEN, EIGENVERLAG, 2000
Anmerkung:
Zum Teil wurden aus diesen Quellen ganze Passagen im Wortlaut
übernommen. Der besseren Lesbarkeit wegen wurde in diesem Klosterführer
auf die sonst übliche Kennzeichnung als Zitat verzichtet.
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