1. Auflage (2007)
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2. Auflage (2015)
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Broschüre
Der kleine Klosterführer

erst. von Rainer Wittich u. Otto Wohlgemuth
durch "ANKLICKEN"
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KLOSTER, SCHLOSS UND DOMÄNE HAYDAU
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Das Leben im Zisterzienserinnenkloster

Ursprünge

Vor allem seit dem 10. Jahrhundert gibt es zahlreiche Bestrebungen, die Klöster zu reformieren und sie dem Armutsideal und den Regeln des Benedikt von Nursia aus dem 6. Jahrhundert anzupassen (Gehorsam, Schweigen und Demut).
Der Name „Zisterzienser“ geht auf das im Jahre 1098 neu gegründete Kloster Citeaux in Burgund in Frankreich zurück. Während andere Klosterreformen wie die von Cluny (ebenfalls in Burgund) im 10. Jahrhundert vor allem bestehende Klöster wieder näher an das Armutsideal heranführen wollten durch zentrale Verwaltung von Cluny aus, ging Robert von Molesme, der erste Abt von Citeaux, neue Wege: Wenn ein Kloster genügend Mönche oder Nonnen hatte, konnte es ein neues gründen, das dann gewissermaßen eine Filiale (filia - lat. Tochter) des Mutterklosters war. So entstand gewissermaßen ein weit verzweigtes Familienleben aus einer Fülle von „Müttern“ und „Töchtern“. Weder das Mutterkloster noch etwaige Filialen des Klosters Haydau sind bekannt.

Der Weg ins Kloster

Der Weg führte oft schon junge Mädchen im Alter von 14 Jahren in das Kloster. Gewiss sind manche auch aus freiem Entschluss in das Kloster eingetreten mit dem Wunsch, Gott mit ihrem ganzen Leben zu dienen. Es gab aber auch andere Gründe: Arme Familien wollten wenigstens ein Kind versorgt wissen. Andere suchten hinter den Klostermauern Schutz vor Verfolgung.
Für ein Kloster und seine wirtschaftliche Existenz überlebenswichtig waren aber auch die Frauen aus wohlhabenden Familien, die oftmals Ländereien oder andere Werte als „Mitgift“ einbrachten. Weltlich betrachtet waren Klöster und ihr Einfluss in damaliger Zeit von hoher politischer Bedeutung. Mit der Entsendung von Familienmitgliedern in Klöster wurden gewiss auch in Haydau machtpolitische Verhältnisse bestimmt. Weiterhin galt es in als ein ganz besonderes Verdienst, eines der Kinder in ein Kloster zu geben. Diese „Gabe“ sollte Gott sicher auch gnädig stimmen, vor allem, weil der Familienangehörige im Kloster auch beauftragt wurde, für die Familie zu beten.

Das Leben im Kloster

Einsamkeit hingegen fand man im Kloster eher nicht. Das lag zum einen daran, dass bis auf die Äbtissin die gewöhnliche Nonne keine eigene Zelle besaß, sondern im Dormitorium, dem Schlafsaal, nächtigte. In diesen Gemeinschaftsräumen wurde auf Stroh geschlafen. Wegen des Ungeziefers lag der Schlafsaal zumeist in einem Obergeschoss. Dies trifft auch für das Kloster Haydau zu. Zunächst war das Dormitorium vermutlich dort, wo jetzt der Engelsaal ist, später dann unter dem Dach des Westflügels direkt neben der Empore. Das hat einen guten Grund: An Schlaf war nicht wirklich zu denken. Der Tages- und Nachtablauf wurde acht Mal durch das Gebet unterbrochen, heißt es doch in Psalm 119, Vers164: „Ich lobe dich des Tages sieben Mal“, und im selben Psalm in Vers 62: „Um Mitternacht erhebe ich mich zu deinem Lobe.“ Im Dreistundentakt wurde also gebetet: Nachts zwischen 2 und 3 Uhr versammelten sich die Nonnen ebenso zum Gebet wie bei Sonnenaufgang um 6 Uhr, dann um 9, um12, um15 und um 18 Uhr sowie zum Sonnenuntergang um 21 Uhr, und schließlich um Mitternacht.

Nach dem Sonnenaufgangsgebet und vor dem Sonnenuntergangsgebet wurde im Refektorium, im Speisesaal, Nahrung aufgenommen. Die Gestalt des Raumes erinnert mit Absicht an ein Kirchenschiff: der Schwerpunkt liegt nicht allein bei der körperlichen Nahrung, es geht mindestens ebenso um die geistige Nahrung: Während die Nonnen auf Geheiß der Äbtissin schweigend ihr Essen einnahmen, wurde parallel dazu aus der Heiligen Schrift vorgelesen, selbstverständlich lateinisch.

Das Essen hingegen passt mühelos auf den Unterteller heutiger Kaffeetassen: es war fleischlose Nahrung, man aß nahezu ausschließlich die Erträge des eigenen Klostergartens und das Weizen- oder auch Roggenbrot aus der eigenen Bäckerei. Lediglich den Kranken und Lohnarbeitern durfte Fleisch zugestanden werden. Gäste bekamen zwar etwas mehr Brot, jedoch auch kein Fleisch. An Fastenzeiten, insbesondere vor Weihnachten und Ostern und an verschiedenen Heiligentagen war dieses Essen noch einmal reduziert. Das Refektorium war auch der Ort, wo die Äbtissin mit den ihr unterstellten Nonnen wichtige Dinge besprach: Tagesabläufe, Dienstpläne und mehr.

Der klösterliche Brunnen im Innenhof diente nicht nur als Trinkwasserquelle. Er war ebenso wichtig als Ort der Reinigung, nicht nur körperlich, sondern auch als Ort der rituellen Reinigung.

Es war kalt im Kloster, lediglich das Calefactorium, die Wärmestube, war beheizbar. Dort konnte man sich aufwärmen oder aber die Kranken wurden dort beherbergt. Die Kleidung der Nonnen hingegen war einfach, „ohne Pelz und Unterkleidung“, die „Tagesschuhe von Kuhleder" (Regel XI des Ordensstatuts der Zisterzienser).

Die Nonnen waren zuallererst für das Gebet und die Arbeit in der Bibliothek zuständig. Von den Nonnen des Kloster Haydau ist bekannt, dass sie Marienfiguren anfertigten und diese dann auch verkauften. Die Verehrung von Maria ist typisch für diesen Orden. Alle Klöster sollten ihr zur Ehre gegründet werden. So ist auch die Klosterkirche in der Haydau eine Marienkirche. Die zum Kloster gehörenden Ländereien und der Weinberg durften nur teilweise von den Nonnen bewirtschaftet werden. Dafür gab es sogenannte Konversen oder Laienbrüder, die nach einer Probezeit von einem Jahr bleiben durften und in den Wirtschaftsbereichen vor dem Kloster lebten. Der Zutritt zum Kloster selbst war ihnen in der Regel nicht gestattet. Den Nonnen blieb im Bereich um das Kloster die Pflege der Kräutergärten: Die Klöster waren die Apotheken des Mittelalters.

Wenn man bedenkt, wie hart und entbehrungsreich das Leben im Kloster war, so ist es nachvollziehbar, dass die durchschnittliche Lebenserwartung ungefähr bei 30 Jahren lag. Allerdings war dies im Umland oft ebenso der Fall.

Jörn Schlede, Pfarrer

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Die Klosterkirche
[
Gebäudeplan (1)]

Inmitten des Klostergevierts fanden sich bei den Ausgrabungen Scherben handgeformter Keramik, die eine Besiedlung des Platzes zu vorchristlicher Eisenzeit im 8. bis 1. Jahrhundert v. Chr. bezeugen. Schriftliche Überlieferungen für diesen Platz setzen erst im Jahr 1235 ein, als Hermann von Treffurt dem Fritzlarer Probst Gumbert als Sühne für seine Beteiligung an der Zerstörung Fritzlars die Kapelle „uff der Heide“ nebst Grundbesitz stiftete. Hermann hatte 1232 gemeinsam mit Konrad von Thüringen, dem Schwager der Heiligen Elisabeth (1207—1235), Fritzlar belagert, konnte die Stadt aber nicht einnehmen. Als die Belagerer sich zurückzogen, „liefen die gemeynen wybere uff die Mure in der stad und hingen ire nackeden arsse uwer die czynnen und riefen en zu“, erzählt ein zeitgenössischer Chronist. Darüber ergrimmten die Krieger so sehr, dass sie umkehrten und nun Fritzlar erstürmten. Stadt und Petersdom wurden angezündet, die Reliquien geschändet.

Wann die Kapelle auf der Heide gebaut wurde, wie sie aussah und ob sie tatsächlich an der Stelle der jetzigen Klosterkirche oder möglicherweise auch auf dem noch heute so genannten Kapellenberg nahe dem Altmörscher Sportplatz stand, ist nicht bekannt. Eher für den Standort Kapellenberg sprechen die dortigen Bodenverhältnisse: Der Name „Heide“ bedeutet ödes, unbebautes Land. Die Ausgrabungen im Klosterinnenhof belegen eine vorklösterliche Begräbnisstätte in diesem Bereich. Ob Teile einer älteren Kapelle noch in der heutigen Klosterkirche stecken, lässt sich nicht eindeutig beweisen. Die Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen sprechen allerdings für eine Erhöhung und Verlängerung eines schon vorhandenen Kirchenschiffes. Nicht erwiesen ist auch, dass die jetzige Kirche auf den Grundmauern des durch eine Fehde zerstörten Klosters aus dem Jahr 1235 gebaut wurde. Fest steht allerdings, dass die Bauarbeiten für die Klosterkirche um 1280 abgeschlossen waren. So alt sind Reste der Dachkonstruktion. Einen Turm besaß die Kirche nicht, vermutlich aber einen Dachreiter, in dem die Glocke untergebracht war. Hierfür spricht auch eine Skizze aus dem Jahr 1597. Die vierjochige Saalkirche mit dreiseitigem Chor und Nonnenempore gehört zu einer Gruppe ähnlicher Nonnenklosterkirchen im hessisch-thüringischen Raum. Mitten im Hersfelder Gebiet gehörte der Haydauer Besitz immer zum Kloster Fulda.

Gertrude von Leimbach, eine Freundin der Heiligen Elisabeth, war die erste Äbtissin im Zisterzienserinnenkloster. Die Tracht der Nonnen war weiß mit zwei schwarzen Umhangtüchern. „Ora et labora“, bete und arbeite, war ihr Lebensmotto. Gemäß der Benediktinerregel lebten sie schlicht und asketisch. So war auch das Innere dieser Kirche ohne Kunstwerke und Malereien. Lediglich die Schlusssteine und die Kragsteine – die untersten Steine am Kreuzgewölbe – im vorderen Bereich des Chorraumes sind mit Weinlaub verziert. Gottesdienste konnten die Nonnen nur feiern, wenn ein Abt oder ein männlicher Geistlicher im Hause war. Während der Geistliche die Messe unten im Chorraum am Altar zelebrierte, war den Frauen lediglich der Aufenthalt auf der Empore gestattet. Hier hatten sie auch ihre Stundengebete zu verrichten. Deshalb war die Verbindung aller Räume des Klosters zu dieser Empore für die Zisterzienserinnen wichtig. Sie erfolgte über die Dachgeschosse der zunächst eingeschossigen Kreuzgänge und Türen in der südlichen Kirchenwand.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war die Klosterkirche eine vielbesuchte Wallfahrtskirche. 1517 erwarb Äbtissin Elisabeth vom Rheine das Recht, Ablassbriefe zur Linderung der finanziellen Sorgen des Klosters zu verkaufen. Mit einem Ablassbrief wurde der arme Sünder je nach Höhe der Summe eine entsprechende Zeit vor dem Fegefeuer bewahrt. Mit dem eingenommenen Geld wurden Kelche und Altartücher sowie die Kerzen zum ewigen Licht gekauft. Von Letzterem brannten in der Kirche fünf Ampeln. Als am 24. April 1525 aufständische Bauern unter Gewaltanwendung in das Kloster eindrangen, wurde auch eine steinerne Engelsfigur an einem der Steinbögen zum Kloster hin abgeschlagen.

Nach der Auflösung des Klosters im Jahr 1527 diente die Kirche den hessischen Landgrafen als „Schlosskirche“. Moritz ließ während der großen Umbauarbeiten von 1616 bis 1619 das Dach und die runde Haube des Treppenturmes ersetzen. Außerdem erhielt das angrenzende Dach des nördlichen Kreuzganges drei Giebel, die jedoch wenig später wieder entfernt und durch das heutige Pultdach ersetzt wurden. Im Kircheninneren wurde der ursprünglich einschiffige gewölbte Saal durch Abbruch der Zwischendecken aus dem 16. Jahrhundert wiederhergestellt. Die steinerne Nonnenempore mit ihrem Zugang von den herrschaftlichen Gemächern im Westflügel wurde zum „Herrenstand“. Für den Hofstaat entstanden hölzerne Emporen, sogenannte Bohrleuben, an den Langseiten, die über eine Treppe innerhalb der Kirche und die Wendeltreppe des Rundturmes zu erreichen waren. Die vom Kircheninneren sichtbaren Teile dieser Emporen waren mit Bibelzitaten bemalt, an der Empore des Fürstenstandes hatte Landgraf Wilhelm VI. seine Initialen anbringen lassen. Bis zum Abbau der Emporen war hier zu lesen „V.G.G.W. 6 L z H.H.F.Z.H.G z H. D.C.N.U.S.“ Diese Buchstaben bedeuten: „Von Gottes Gnaden Wilhelm VI., Landgraf zu Hessen, Fürst zu Hersfeld, Graf zu Ziegenhain, Dietz, Catzenelnbogen, Nidda und Schaumburg. Wilhelm VI. regierte 1637-1663, davon die ersten dreizehn Jahre unter der Vormundschaft seiner Mutter Amalie Elisabeth.

Hofstaat und Gottesdienstbesucher niederen Standes betraten die Kirche über eine Tür im Nordkreuzgang innerhalb des Schlosses. Ein Zugang für die Dorfbevölkerung war nicht nötig, da Altmorschen eine eigene Pfarrkirche besaß. Erst seit 1810, nachdem die alte Dorfkirche baufällig geworden und das Interesse der Landesfürsten an ihrem Schloss erlahmt war, konnte die Schlosskirche von den Altmörschern genutzt werden. 1821 kam die Orgel aus der alten Dorfkirche in die Klosterkirche. Die vorige war 1774 in der Regentschaft von Landgraf Friedrich II. aufgestellt worden.

Nach der Reformation erhielten die Pfarrer von Altmorschen-Haydau ihre Besoldung vom Klostervogt des nun landgräflichen Gutes. Zweifellos wurden Altmorschen und Haydau bald zu einer Pfarrei vereinigt. Erster protestantischer Pfarrer war Martin Bengel. Auch der Mitreformator Johann Sutel wird genannt. Martin Luther selbst war nie in Morschen gewesen. Auf dem Weg nach Marburg, zu den Religionsgesprächen vor allem mit dem Schweizer Reformator Ullrich Zwingli, zog er aber am 28.September 1529 von Waldkappel über Bischofferode - Spangenberg - Adelshausen an die Fulda, um am Gut Fahre überzusetzen.

Das Fenster im Chorraum war vermutlich Jahrhunderte lang eine schlichte Bleiverglasung. Das heute im Chorraum vorhandene große bunte Fenster stiftete Domänenpächter Johann Pestalozzi, ein Großneffe des Schweizer Pädagogen und Sozialreformers, als in den 1890er Jahren die Klosterkirche restauriert wurde. Die Ornamentik der Fenster erinnert mit den Weinblättern an den Weinanbau durch die Zisterzienserinnen im Ort (am Weinberg hinter dem Wickenhof). Die Symbolik oben im Fenster stellt vermutlich die Welt dar, die unter der Herrschaft des Kreuzes gesehen wird. Beides in Verbindung ist eine Anspielung auf das Jesus-Wort aus Johannes 15, 5 : „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“

Anfang der 1960er Jahre wurden die seitlichen Emporen (Bild) in der Kirche abgebaut und somit die Kirche annähernd in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt.
Stand die Kanzel vorher unterhalb des bunten Fensters im Chorraum, wurde diese nun dorthin gesetzt, wo heute der Taufstein steht. Dieser war bis vor der Renovierung Bestandteil des Altars. Der Eingang wurde nach hinten verlegt, der vordere Eingang zugemauert. 1977 ertönte zum ersten Mal die von der Firma Noeske, Rotenburg/F. gebaute neue Orgel. 155.000 DM hatte sie gekostet. Bei einer weiteren Renovierung im Jahr 1983 wurde die Kanzel auf die Klosterseite umgesetzt. Die alte Kanzel kam in die Friedhofshalle. Die Orgel-Empore wurde vergrößert und erhielt eine Holzbrüstung, der Bereich unterhalb der Empore wurde mit einem Windfang aus Holz versehen. Das Fenster im Chorraum wurde dank einer anonymen Spende über 10.000 DM im Jahr 2003 restauriert und erhielt eine Schutzverglasung. Zahlreiche Spenden aus der Bevölkerung ermöglichten es, dass auch im Eingangsbereich an der Westseite im Jahr 2003 zwei neue Kirchenfenster, gestaltet durch die Künstlerin Margarethe Keith aus Winzberg am Rhein, eingebaut werden konnten.

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Der Klosterinnenhof mit Kreuzgang
[Gebäudeplan (3)]

Zeit muss man sich schon nehmen, um den Innenhof auf sich wirken zu lassen. Schon bald wird spürbar, was hier im Zuge der Neugestaltung dieses Kleinodes entstanden ist: Ein Garten der Poesie und der Besinnung. Klösterliche und landgräfliche Gartenstrukturen, aber auch Anforderungen an das Nutzungskonzept der heutigen Gesamtanlage waren die prägenden Gestaltungsgrundsätze. Wo früher der achteckige Brunnen im landgräflichen „Lustgärtlein“ stand, setzt heute die neue Brunnenanlage Akzente. Wegekreuz und Brunnen nehmen die Grundelemente eines Klostergartens auf. Die Bepflanzung knüpft an klösterliche Traditionen der Kräuterzucht an.

Parallel zu den Außenwänden des Kreuzgangs verläuft eine Sandsteinrinne. Sie stammt aus der Zeit, als Landgraf Moritz von Hessen 1616 – 1619 das ehemalige Zisterzienserinnenkloster für seine Zwecke umbauen ließ. Im Zuge dieses Umbaus erhielt auch der Kreuzgang, abgesehen von kleineren Änderungen nachträglicher Nutzer (z.B. zugemauerte Fensteröffnungen), sein heutiges Aussehen: Seinerzeit wurden die Maßwerkfüllungen aus den Spitzbogenarkaden herausgeschlagen und hohe Fensterbrüstungen eingezogen. Und zur Schaffung umlaufender Galerien im ersten Stock wurde der gesamte Kreuzgang mit Fachwerkwänden aufgestockt.

Der klösterliche Kreuzgang selbst entstand in mehreren Bauabschnitten. Bis 1280 wurde der östliche und nördliche Teil errichtet – zunächst ohne Gewölbedecken über dem östlichen Teil. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurden Ost- und Südkreuzgang eingewölbt. Wenig später folgte der westliche Kreuzgang. Schon vor 1500 wurde der Nordflügel aufgestockt. Mit dem Umbau des Obergeschosses des Westflügels um 1510 wurde die Fachwerkwand zum Innenhof errichtet.

Fast vergessen sind die Zeiten, als der Innenhof den Klosterbewohnern der 40er und 50er Jahre des 20. Jahrhunderts als Raum für Schuppen und Kleintierställe diente. Doch viele Mörscher erinnern sich noch, als hier während der 1000-Jahrfeier der Gemeinde im Jahr 1985 das von Pfarrer Günter Schaub geschriebene Heimatspiel „Gertrude von Leimbach“ aufgeführt wurde.

DAS KLOSTER [Gebäudeplan (2)]

DER SÜDFLÜGEL (Erdgeschoss)
Das Refektorium mit den anschließenden Räumen des Südflügels


Die Umfassungsmauern des Südflügels bis zum 1. Obergeschoss sind die ältesten erhalten gebliebenen Bauteile der Gesamtanlage des Klosters aus der Gründungszeit nach 1235. Charakteristisches architektonisches Element für diese Epoche sind die kleinen Lanzettfenster (Foto) an der Nordseite zum Kreuzgang hin. Zunächst war dieser Teil des Klosters ein lang gestreckter solitärer Bau mit einer Holzdecke über dem Erdgeschoss.

Um 1300 wurde die Decke zum Obergeschoss eingewölbt. In dieser Zeit entstand der heutige Grundriss mit den massiven Querwänden und der Verkürzung an der Ostseite. Auch die Fenstergliederungen wurden verändert. Die klösterliche Nutzung des größten Raumes als Speisesaal kann bisher nur vermutet werden: Erst seit dem 19.Jahrhundert spricht man vom „Refektorium“ (Speiseraum)
[Raumplan (10)]. Unmittelbar an diesen Raum schloss sich die klösterliche Küche an. Treppen innerhalb des Südflügels gab es zu klösterlicher Zeit keine. Vermutlich lag das Dormitorium, der gemeinschaftliche Schlafsaal, oberhalb des Speisesaals, und über der Küche eine Wärmestube. Erd- und Obergeschoss waren über einen Treppenanbau am nordöstlichen Teil des Südflügels verbunden.

Im Zuge des Umbaus durch Landgraf Moritz wurde das Refektorium zum landgräflichen Winter- oder Rittersaal, die heutige Cafeteria
[Raumplan (12)]zur landgräflichen Küche und die ehemalige Klosterküche zur landgräflichen Pastetenbäckerei und Vorratskammer. Auch die Kellerräume wurden in dieser Zeit eingebaut. Dabei wurde der Fußboden des Saales höher gelegt.

1892 ließ Domänenpächter Pestalozzi im Erdgeschoss eine Molkerei einrichten, die hier bis 1934 Milch verarbeitete. Nach 1945 wurden im Refektorium Haushaltschemikalien hergestellt, und in den anschließenden Räumen eine Schreinerei betrieben.

1951 übernahm für wenige Jahre die Kirchengemeinde den Raum: Der Fußboden wurde tiefer gelegt und mit Parkett versiegelt. Nicht nur während des Umbaus der Klosterkirche wurden hier nun die Gottesdienste abgehalten, sondern bis in die 1960er Jahre diente er auch als Winterkirche. Schließlich wurde er bis zur Fertigstellung der Friedhofshalle im Jahr 1973 als Aussegnungshalle genutzt.

Heute dient der Raum Ausstellungszwecken. Gern werden hier auch Gäste bei besonderen Anlässen empfangen.

Ein Blickfang ist sicher die aus Spenden finanzierte Wandarbeit „Anima principalis“ der Kölner Künstlerin Eva Ohlow. Das Kunstwerk an der Westseite hängt hier seit 2001.


Obergeschoss des Südflügels:
Der Engelsaal mit den anschließenden Räumen

Holztonnendecke und Kamin geben dem heute so genannte Engelsaal sein besonderes Gepräge.
[Raumplan (109)]


Der Raum entstand 1616-19 als Festsaal des Lustschlosses. Zeitweise diente er auch als landgräflicher Speise- und Billardsaal. Er wird überwölbt von einer Bretttonne mit vier Stich-kappen über den Fensteröffnungen der Gauben an der Südseite. Die wohl bereits um 1619 entstandene illusionistische Ausmalung der Holz-tonnendecke zeigt einen Abendhimmel mit untergehender Sonne inmitten eines Abendrots über der nordwestlichen Ecke des Saales und den Aufgang einer Mondsichel schräg gegenüber im Südosten. Dunkle blaugraue Wolken, die von den Seitenflächen heraufziehen, lassen vorwie-gend im Scheitel der Tonne den gelblichbraunen bis beigefarbenen Himmelsgrund unbedeckt. Über Himmel und Wolken sind Sterne verteilt, die möglicherweise in Sternbildern angeordnet sind. Geflügelte Putten, die Palmenzweige und Blumen tragen, bewegen sich zwischen den Wol-ken. Einige schauen aus Wolkenlücken hervor. Ein von vier Putten getragener Blumenkranz nahe des westlichen Endes der Tonne umgibt ei-nen Haken, an dem vermutlich ehemals ein Rad-leuchter hing.

Der fast düster anmutende Gesamteindruck war nicht immer so. Zeitzeugen erinnern sich, dass der heute beige- bis bräunlich-ockerfarbig erscheinende Himmel tatsächlich blau war. Die grauschwarzen Flächen werden noch 1935 als grau-weiße Wolkengebilde beschrieben. Eine noch jüngere Bestätigung kommt von zwei Söhnen der Familie Biedermann. Biedermanns wohnten von 1949 bis 1958 in den Räumen oberhalb des Refektoriums und der Cafeteria. Der Engelsaal war Teil ihrer Wohnräume und wurde ab 1954 als Fertigungsraum für eine Strumpffabrik genutzt. Erst im Zuge dieser neuen Nutzung wurde die Zwischendecke eingezogen. Und nach deren Entfernung zeigten sich die Farbveränderungen. Als Ursache für das Nachdunkeln und die Farbveränderungen werden Ausdünstungen der in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts eingebauten Faserplattenverkleidung vermutet.

An der Ostwand steht der prächtige Kamin aus weißem Sandstein mit eingearbeiteten Alabasterplatten aus den Brüchen im benachbarten Konnefeld und reichem Schmuck aus Roll- und Beschlagwerk. Der Aufsatz aus rotem Sandstein trägt die Wappen von Hessen und Nassau-Siegen sowie die Initialen des Bauherrn, Landgraf Moritz von Hessen, und seiner Gemahlin Juliane mit der Jahreszahl 1619. Zahlreiche Gravuren auf den Alabasterplatten sind Zeugen der Nutzung in den 40er und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts: Bis 1945 diente der Engelsaal der Unterbringung von Kriegsgefangenen. Danach wurden hier Strickwaren hergestellt, ein Teil war auch als Wohnung genutzt.

Inzwischen haben viele junge Paare den Engelsaal als stimmungsvolle Umgebung für ihre standesamtliche Trauung entdeckt. Gern wird der Raum auch für Kammerkonzerte genutzt.

Die anschließenden beiden Räume dienen heute als Foyer und als Seminarraum. Zu landgräflichen Zeiten wurden hier Gäste untergebracht.
[Raumplan (111)(112)]

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DER OSTFLÜGEL

Die durch Landgraf Moritz durchgeführten Baumaßnahmen prägen noch heute die Gesamtanlage. Auch vom Ostflügel ließ er — wie vom Nord- und Südflügel — wenig mehr als die gewölbten Räume des Erdgeschosses stehen. Die Treppe an der Nordseite des Refektoriums, dort, wo heute die Toilette ist, verschwand. Ebenso der dortige Schweinestall mit dem „Stinkgewölbe“, vermutlich einer Abortgrube. Im bisher freien Raum zwischen der Kirche und dem Ostflügel entstanden der 24 Meter hohe Treppenturm und das Hauptportal, über dem die Wappen des Bauherrn und seiner Frau angebracht sind. In die Außenfassade wurden – wie in den anderen Flügeln — neue, rechteckige Fenster gesetzt.

In klösterlichen Zeiten war der Ostflügel erst nach 1350 als letzter Trakt errichtet worden, zunächst mit einer Holzdecke. Die spitzbogige Tür im Raum 7 neben der jetzigen Toilette war vermutlich die Pforte zur Klausur. Erst im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts wurde der Kreuzgang mit einem einheitlichen Dach in den Ostflügel einbezogen. In dieser Zeit wurde auch der tonnengewölbte Keller, der über eine Treppe im Kreuzgang zu erreichen war, angelegt. Über dem Kreuzgang wurden Dielen verlegt. Ein nachgewiesener Ofen spricht für die Vermutung, dass sowohl der nördliche als auch der östliche Kreuzgang ab ca. 1480 in Wohnräume unterteilt wurde. Die Nonnenempore der Kirche war jetzt nur noch über den Gang im Obergeschoss des Westflügels zugänglich, der über eine Treppe im Innenhof zu erreichen war.

Vermutlich in der Zeit von Philipp dem Großmütigen (1509-1567) entstand das rundbogige Portal im Erdgeschoss der östlichen Außenwand.

In landgräflichen Zeiten wurden die Räume des Erdgeschosses hauswirtschaftlich genutzt: Hier befanden sich die „Holländische Küche“, eine Konditorei, eine Kellerei und die Küchenstube. Heute werden die Räume
4, 6, 7 [Raumplan (4)(6)(7)] als Ausstellungsräume genutzt. Im Obergeschoss [Räume (103), (104), “Waltari-Bergmann-Raum“ (105) und “Landgräfin Marie Amalie von Hessen“ (106)] waren zwei Gästegemächer und im Dachgeschoss weitere beheizbare Räume für Gäste und Gefolge. Die Kellerräume dienten schon zu Klosterzeiten im 15. Jahrhundert als Vorratsräume, später waren sie landgräfliche „Herrenkeller“.

1857, zur Zeit des Domänenpächters Otto Wittmer, wurde im Erdgeschoss das Labor einer agrikultur-chemischen Versuchsanstalt eingerichtet. Sie gilt als eine der ersten landwirtschaftlichen Versuchsstationen in Deutschland.
1865 wurde sie in die jetzige „Poststation Zum Alten Forstamt“ (Gebäudeplan: 16) verlegt, 1880 nach Marburg. In Kassel besteht sie bis heute. Im Obergeschoss war die Wohnung des Chemikers Dr. Theodor Dietrich.
Nach 1945 waren im Erdgeschoss Werkstätten örtlicher Handwerker, im Ober- und im Dachgeschoss Wohnungen.


DER WESTFLÜGEL

Nach dem Südflügel und der Kirche wurde in klösterlichen Zeiten um 1300 der Westflügel mit dem zunächst eingeschossigen Kreuzgang errichtet. Auffällig ist die Schrägstellung dieses Gebäudetrakts zu den damals schon vorhandenen Gebäudeteilen: Offensichtlich sollte zwischen Südflügel und dem neuen Trakt eine Verbindung von außen zum Kreuzgang geschaffen werden (siehe Raumplan Erdgeschoss). Dort, wo heute die moderne Cateringküche ist [Raumplan (19.1)], war die neue Klosterküche. Im nördlichen Teil des kreuzgratgewölbten Erdgeschosses wurden vermutlich von den Zisterzienserinnen Flachs und Wolle verarbeitet.

Darüber, im Obergeschoss, lag ein großer Saal, der sich bis unter das Dach öffnete und als Dormitorium (Schlafsaal) genutzt wurde. Nach Süden, über der neuen Klosterküche im Erdgeschoss, könnte das Calefactorium (Wärmestube) gelegen haben. Der Einbau von Zellen lässt sich am Baubestand erst für das frühe 16. Jahrhundert belegen, als der westliche Kreuzgang aufgestockt und das Obergeschoss durch die Einbeziehung der Fläche über dem Kreuzgang erweitert wurde. Mit dieser Baumaßnahme verschwand die bisherige Treppe vom Kreuzgang zum Obergeschoss. Der Zugang in diese Etage und damit zur Nonnenempore erfolgte nun vom Innenhof her über eine neue Treppe etwa in der Mitte des Westflügels.

Nach der Auflösung des Klosters und dem Auszug der letzten 46 Nonnen im Jahr 1527 nutzte Landgraf Philipp der Großmütige die Gesamtanlage als Jagdschloss. Im Obergeschoss des Westflügels lagen die Fürstengemächer und darunter die Silberkammer, die Stube und Kammer der Köche und das Gemach des „reitenden Küchenschreibers“.

Landgraf Moritz veränderte den Westflügel vollständig: Der gesamte Innenausbau einschließlich der Gewölbedecken wurde herausgebrochen, ein weiteres Stockwerk wurde hinzugefügt. Ein Treppenhausvorbau, flankiert von zwei Zwerchhäusern, gliederte die Westfassade zur Fuldaseite hin. Der nun dreigeschossige Bau (siehe Skizze), in dem der Landesherr und seine Familie ihre Gemächer hatten, überragte alle anderen Flügel einschließlich der Kirche. Der südliche Giebel wurde um eine Fensterachse verbreitert. Damit verschwand auch der klösterliche Eingang zwischen Süd- und Westflügel. Die direkte Verbindung von den fürstlichen Gemächern im Obergeschoss zum Park wurde durch das neue Treppenhaus erreicht. Südlich dieses auch jetzt noch vorhandenen Treppenhauses, dort, wo heute die Wohnung des Hausverwalters ist, waren die Gemächer des Landgrafen. Die Räume seiner Frau Juliane sowie weitere Gemächer waren im nördlichen Teil. Im neuen zweiten Obergeschoss war die Raumeinteilung identisch. Diese Gemächer dienten zu landgräflichen Zeiten der Unterbringung der Kinder, ranghoher Mitglieder des Fürstengefolges und den Gästen. Die Küche ließ Moritz im Erdgeschoss. Mit einem neuen Heizungs- und Frischwassersystem, der Anlage von Abort-Erkern und den farbigen Ausmalungen der Innenräume mit reichen Renaissanceelementen war Schloss Haydau zweifellos eine repräsentable Anlage geworden, in der ein großer fürstlicher Hofstaat feudal untergebracht werden konnte.

Nach dem Tod von Landgraf Karl im Jahr 1730 scheint das Interesse der Landgrafen an Schloss Haydau deutlich nachgelassen zu haben. Das einstige Jagdschloss wurde 1830 Staatsdomäne. Die Obergeschosse des Westflügels wurden nun für Speicherzwecke genutzt, im Erdgeschoss waren Schafställe. 1884 musste das zweite Obergeschoss wegen Baufälligkeit abgebrochen werden, der Bau wurde nun wieder zweigeschossig. Die Zwerchhäuser am südlichen und nördlichen Ende wurden nach innen gerückt (vergl. Skizze oben mit dem Foto darunter), die Abortschächte entfernt. Bei diesem Umbau erhielt die Westfassade ihr heutiges Gesicht.
1938 wurde die Domäne aufgesiedelt. Für kurze Zeit war auch der Westflügel ungenutzt. Doch nach dem schweren Luftangriff auf Kassel im Oktober 1943 fanden ausgebombte Familien in eilig hergerichteten Notwohnungen in den ehemaligen Speicherräumen des Obergeschosses eine Unterkunft. Nach 1945 war im Erdgeschoss für wenige Jahre ein Chemikaliengroßhandel, dann begann hier, im nördlichen Teil, August Heinzerling mit der Produktion des „Rührfix“, einem handbetriebenen Küchengerät.
Beide Etagen des Westflügels können heute für Familienfeiern, Ausstellungen, größere Veranstaltungen und für Seminare genutzt werden.


Der alte Domänenhof


Betritt man durch das Haupttor den ehemaligen Domänenhof, richtet sich der Blick wie selbstverständlich auf die alte Klosterkirche mit dem Glockenturm und den unmittelbar anschließenden Gebäuden. Weitere Bauten aus den verschiedensten Zeitepochen machen das Besondere der Gesamtanlage aus: Zur Linken der ehemalige Wirtschaftsflügel mit dem Burggrafenhaus
[Gebäudeplan (10)], an der Kopfseite im Süden das so genannte Herrenhaus mit der anschließenden Orangerie, und zur Rechten der jüngste Bau, das Hotel Kloster Haydau.
Alle diese Gebäude gehören seit wenigen Jahren der Melsunger Firma B,Braun, die hier ein Seminar- und Tagungszentrum errichtet hat. 2013 wurden die umfangreichen Bau- und Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen. 37 Millionen Euro wurden investiert, 63 Dauerarbeitsplätze geschaffen.

Der Wirtschaftsflügel

Der alte Marstall, die so genannte Klosterscheune und das dazwischen liegende Kutscherhaus wurden in den Jahren 2010 bis 2012 denkmalgerecht restauriert. Unter Beibehaltung des ursprünglichen Charakters entstanden auf zwei Etagen insgesamt 11 Seminar- und Tagungsräume mit modernster Technik: 7 im Marstall und 4 in der Klosterscheune, verbunden durch das jetzt als Treppenhaus dienende Kutscherhaus. Die gelungene Verbindung von Alt und Neu macht die besondere Atmosphäre dieser Räume aus.

Derzeit noch offen ist die künftige Nutzung des Burggrafenhauses [Gebäudeplan (10)] und des anschließenden Scheunengebäudes.
Wenn man in früheren Zeiten von der Nürnberger Landstraße auf den Domänenhof wollte, hatte man zuvor ein Torhaus zu passieren, das über der heutigen Einfahrt stand und erst 1843 abgebrochen wurde. Wann dieses Gebäude erbaut wurde, ist nicht mehr bekannt. Belegbar ist, dass Landgraf Moritz im Jahr 1608 das Torhaus umbauen ließ, ebenso wie den Schafstall am gegenüberliegenden Ende des Domänenhofes und einen Schweinestall auf der Westseite des Hofes.

Im Jahr 1606 hatte Landgraf Moritz mit den Umbauten an den Gebäuden östlich des Wirtschaftshofes begonnen. Vermutlich war ihm daran gelegen, zuerst die Erträge der Haydauer Vogtei durch umfassende Modernisierung zu sichern und zu steigern, bevor er sich dem Schloss zuwandte. Abgebrochen und nach seinen Vorstellungen neu gebaut wurde die Vogtei, seit dem 19. Jahrhundert Burggrafenhaus [Gebäudeplan (10)] genannt. Im großen Viehstall [Gebäudeplan (11)(13)] nördlich der Vogtei waren Rinder und Pferde des Wirtschaftsbetriebes untergebracht. Er diente auch als herrschaftliche Stallung. Die an dieses Gebäude zum Torhaus hin anschließende Hofmeisterwohnung mit den beiden großen Torbögen im Erdgeschoss für die Kutschenremise [Gebäudeplan (12)] entstand um diese Zeit vollständig neu.

An den südlich des Burggrafenhauses gelegenen Scheunen [Gebäudeplan (7)(8)(9)] wurden damals nur kleinere Veränderungen der Innenkonstruktion vorgenommen. Diese Gebäudeteile zählen damit zu den ältesten. Die Nutzung der übrigen Gebäude an der Ostseite des Hofes ist zu Domänenzeiten relativ konstant. Das Burggrafenhaus [Gebäudeplan (10)] diente über die meiste Zeit als Wohnunterkunft. Über viele Jahre waren hier die Schäfer untergebracht – noch heute bezeichnen die Einheimischen das Gebäude als „Schäferei“. Später war hier auch die Schmiede der Domänenpächter.

Nach 1945 fanden hier – wie in den übrigen bewohnbaren Räumen der Gesamtanlage – Heimatvertriebene und Flüchtlinge, später auch sozial schwache Familien eine Unterkunft. Der letzte Bewohner zog 2001 aus. Während des 2. Weltkrieges dienten die großen Gebäude zwischen Burgvogtei und Hofeinfahrt als „Luftschutzgerätelager“ und als Speicher. Später wurden sie gewerblich genutzt. Danach war hier im Untergeschoss das Feuerwehrmuseum untergebracht und im Obergeschoss die Schützen heimisch geworden. In den mittleren Teil zog 1974 die Altmörscher Feuerwehr ein. Und oberhalb im Dachgeschoss wurden – erstmals 1992 – die vom Hessischen Rundfunk initiierten Traumtänzer-Varietésendungen für das Fernsehen aufgezeichnet. Bis 2010 wurde der Raum mit seiner unverwechselbaren Atmosphäre von der Mörscher Theatergruppe und anderen Kulturträgern für Veranstaltungen genutzt.


Blick vom Herrenhaus aus über den Domänenhof. Rechts das Burggrafenhaus.


Herrenhaus

Das dem Eingang gegenüberliegende ehemalige Herrenhaus [Gebäudeplan (4)], auch „Cavaliershaus“ genannt, ließ Landgraf Karl im Jahr 1685 bauen. Zunächst diente dieses zweigeschossige Gebäude mit seiner Fassade zum Wirtschaftshof höheren Hofbediensteten als Unterkunft. Im Jahr 1803 wurde das bisherige Herrenhaus vorübergehend dem Schlossgärtner als Wohnung zugewiesen, doch nach 1813 bis zur Auflösung der Domäne wohnten die jeweiligen Pächter hier.

1818 ließ es Kurfürst Wilhelm I. durch einen Fachwerkbau an der Ostseite erweitern. Alte Fotografien weisen nach, dass bis nach 1910 dieser Erweiterungsbau mit der angrenzenden Scheune verbunden war. Die Durchfahrt vom Hof über den heute so genannten Kutscherweg zu den Ländereien war offen.

1937 wurde im Herrenhaus das erste Arbeitsdienstlager für junge Frauen im Kreis Melsungen eingerichtet. Die „Arbeitsmaiden“ wurden hier politisch geschult, in der Hauswirtschaft unterwiesen und halfen auch in der örtlichen Landwirtschaft mit.

Nach 1945 diente der Bau lange Zeit der Unterbringung ausgebombter und vertriebener Familien. Zu Beginn der 1950er Jahre waren – bis zur Fertigstellung der neuen Altmörscher Volksschule 1954 – drei Schulklassen untergebracht. Und als 1982 die Gemeindeverwaltung hier einzog, schien es so, dass das einstige Herrenhaus seine endgültige Zweckbestimmung als Rathaus der Gemeinde Morschen gefunden hat.

Schon nach wenigen Jahren erwies sich die Bausubstanz gefährdeter als zunächst angenommen. Die Gemeindeverwaltung zog vorübergehend in die inzwischen abgebrochenen Gebäude der Firma Heinzerling. Doch die erforderliche grundlegende Sanierung des historischen Herrenhauses war durch die Gemeinde nicht zu schultern. Nach Übernahme auch dieses Gebäudes durch die Firma B.Braun wurde 2009 mit den Sanierungsarbeiten begonnen. Hier werden nach Abschluss der Arbeiten 2010 sieben Veranstaltungsräume angeboten.

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Hotel Kloster Haydau

Ein Seminar- und Tagungszentrum ist ohne Übernachtungsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe nicht zu betreiben. So reifte die Idee, einzelne Gebäude abzubrechen und in diesem Bereich zwischen alter Klostermauer und der Kirche einen Hotelneubau zu errichten.

Ein Architekturwettbewerb im Jahr 2009 sah den jetzigen Bau als Sieger. 2011 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, 2013 begann der Betrieb. Das Haus bietet 136 Zimmer mit unterschiedlichem Komfort und wunderschönem Ausblick auf den unmittelbar anschließenden Klosterpark an. Im unteren Geschoss setzt sich die alte Klostermauer fort. Alle Einrichtungen stehen nicht nur dem Seminarbetrieb sondern auch der Öffentlichkeit für Übernachtungen und Feiern zur Verfügung.

Die ältesten der 2011 abgebrochenen Gebäude waren im 19. Jahrhundert entstanden. Anstelle des abgebrochenen Torhauses wurde 1843 ein neues Wachhaus gebaut, dem sich zum Kloster hin an der Stelle des abgebrochenen Schweinestalles eine Brennerei (Bild rechts) anschloss. Auch der Eingangsbereich wurde neu gestaltet.

Zu späteren Domänenzeiten waren hier polnische, russische und galizische Wanderarbeiter untergebracht, im 1. und 2. Weltkrieg auch Kriegsgefangene.


Nach 1946 baute hier August Heinzerling seine Firma aus. Lange Zeit hatte er seine Wohnung im Obergeschoss der ehemaligen Brennerei, im Wachhaus war das Büro, dahinter der Werkzeugbau. Viele Altmörscher erinnern sich noch, dass hinter diesen Gebäudeteilen, dort, wo jetzt der Klosterpark erstrahlt, der gemeinschaftliche Dreschplatz war.

Den gepflasterten Hof und die Grünfläche zwischen Hotel und Klosterkirche grenzt eine neue Mauer ab. In deren Verlängerung sieht man einen schmiedeeisernen Zaun mit den Pfeilern aus Sandstein. Dieser entstand 1696 anstelle der bisherigen Mauer gegen den Wirtschaftshof hin.

Eingebunden in diese Abgrenzung war eine Brunnenanlage mit Becken auf jeder Seite des Zaunes. Vermutlich verschwand jetzt auch das Wachhaus, das unmittelbar an der Einfahrt zum Hauptportal des Schlosses gelegen hatte und nun die neue Durchlässigkeit vom Wirtschaftshof zum Schlossvorhof störte. Damals wurde ein Teil des Hofes gepflastert, damit die herrschaftlichen Kutschen bequem den Schlossvorhof erreichen konnten. Das jetzige Pflaster stammt allerdings nicht mehr aus dieser Zeit. Es entstand im südlichen Teil des Hofes mit dem Rondell vor dem Herrenhaus im Zuge der Dorferneuerung im Jahr 1983. Der Bereich zwischen Wirtschaftsflügel und dem neuen Hotel erhielt während der Baumaßnahmen des Seminar- und Tagungszentrums sein heutiges Ansehen.


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Klosterpark mit Orangerie [Gebäudeplan (5)]

Die Baumaßnahmen von Landgraf Karl aus den 1680er Jahren prägen den Park bis heute. Bereits zu klösterlichen Zeiten war der Garten in die Bewirtschaftung einbezogen.

Landgraf Moritz ließ 1608 südlich des Schlosses einen Lustgarten anlegen. Westlich und nördlich befanden sich seinerzeit Baumgärten. Der östlich vorgelagerte Schlossvorhof und der Garten waren durch eine Mauer gegen den Wirtschaftshof, den heutigen Domänenhof, abgegrenzt. Es ist anzunehmen, dass die Pyramideneiche vor der Orangerie, heute ein geschütztes Naturdenkmal, aus dieser Zeit stammt.

Landgraf Karl ließ 1685 das Gelände umfassend neu gestalten. Die alte Begrenzungsmauer nach Süden verschwand. Durch eine tiefer liegende Terrasse wurde der Park großzügig erweitert. Eine neue Mauer mit Nischen zur Aufstellung bepflanzter Kübel und mit einer Exedra, einer halbkreisförmigen aus der Mauerflucht heraustretenden Aussichtsplattform. Mit dieser Exedra am Ende der Wegeachse vom Südflügel, in der auch der Springbrunnen, die Grotte aus Tuffgestein und der herzförmige Teich der unteren Ebene liegen, entstand eine Blickachse in die Landschaft auf die Ruine der damals noch vorhandenen Kapelle auf dem Kapellenberg.

Am Ostrand des erweiterten Gartens ließ Landgraf Karl 1696 angrenzend an das zweigeschossige Kavaliershaus, heute Herrenhaus genannt, eine beheizbare Orangerie [Gebäudeplan (5)] zur Überwinterung exotischer Pflanzen erbauen. Nach derzeitigem Kenntnisstand ist das barocke Gebäude die älteste Orangerie Deutschlands, die fast unverändert erhalten geblieben ist.

Mit dem Tod von Landgraf Karl im Jahr 1730 ließ das Interesse der Landgrafen von Hessen am Schloss Haydau zunehmend nach. Die Räumung des Marstalls im Jahr 1756 zeigt, dass die Unterhaltung eines fürstlichen Pferdebestandes für Jagden und Ausritte nicht mehr für nötig gehalten wurde. Es wurden kaum noch die erforderlichen Reparaturarbeiten durchgeführt. Nicht nur das Mobiliar aus dem Schloss wurde im Laufe der Jahre Stück für Stück abtransportiert. Die Gewächse der Orangerie wurden zum neuen Schloss nach Wabern und zum Schloss Weissenstein nach Kassel gebracht. Für die Gartenunterhaltung wurden im Jahr 1774 ganze 117 Reichstaler ausgegeben, etwas weniger als die Hälfte des Jahreslohnes für den Gärtner. 1798 schließlich ließ man den Garten für eine beabsichtigte landwirtschaftliche Verpachtung vermessen.

Auf älteren Fotos aus den 1880er ist zu erkennen, dass der heutige Klosterpark als Gemüse-, Obst- und Ziergarten genutzt wurde. Die Nutzung als Hausgarten war in den Jahren nach 1945 für die im Klosterbereich untergebrachten Familien eine wichtige Ernährungsgrundlage.

Klosterpark und Orangerie zeigten sich im Jahr 1961 zum ersten Mal im neuen Glanz der Öffentlichkeit. Die Gemeinde Altmorschen hatte einen Teil der Gartenanlage als Parkfläche anlegen lassen. Rosenrabatten umsäumten nun die Rasenflächen im Bereich zwischen Kloster und Herrenhaus. Die Wasserflächen wurden mit Fischen besetzt. Der baufällige zweigeschossige Balkon an der Westseite des Herrenhauses war entfernt worden. Die Orangerie, zuletzt als Turnhalle für den örtlichen Sportverein genutzt, wurde als Gemeinschaftsraum, der später noch durch eine Küche ergänzt wurde, hergerichtet. Zum ersten Mal wurde an dieser Stelle an einem Septemberwochenende 1961 das Klosterparkfest gefeiert.

Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten an den Klostergebäuden im Jahr 2001 wurde durch den Förderverein Kloster Haydau auch der Park Zug um Zug restauriert. Ziel war es, die Gesamtanlage so wieder herzustellen, wie es ein undatierter Gartenplan aus dem 18. Jahrhundert zeigt. Mit dazu beigetragen haben viele im Engelsaal getraute Paare: Ihnen wurde und wird noch angeboten, an einem jährlich stattfindenden Aktionstag gemeinsam einen Rosenstock im Park zu pflanzen. Rosenfreunde kümmern sich um die Pflege, Freiwillige sind bei den Pflanzaktionen für Hainbuchenhecken und alte Obstsorten zur Stelle.

Auch die Orangerie wurde durch den neuen Eigentümer B.Braun umfassend saniert und zeigt sich seit 2011 mit einem eingeschossigen Anbau an der Ostseite für Toiletten und Küche als moderner Fest-und Tagungssaal.


Blick vom Hotel auf den westlichen Teil des Klosterparkes



Technik, Wasserversorgung, sanitäre Anlagen, Heizung

Landgraf Moritz sorgte während seiner Zeit als Landgraf in der Umbauphase des Klosters, Anfang des 17. Jahrhunderts, auch für ein System aus Frischwasser- und Abwasserkanälen auf dem Gelände. Eine Druckleitung führte Wasser von einer entfernten Quelle östlich des Dorfes entlang der Dorfstraße über den Wirtschaftshof (Domänenhof) zum Kloster. Die Druckleitung, die im Kloster bei Ausgrabungen gefunden wurde, bestand aus langen, bearbeiteten Sandsteinen mit einer ausgemeißelten Rinne, in der in einer Lehmbettung Rohre aus verlöteten Bleiplatten verlegt waren. Der Druck reichte offenbar nicht aus, um Gut und Schloss zu versorgen. Daher war ein Ventil erforderlich, mit dem das Wasser je nach Bedarf in eine Viehtränke auf der Außenseite der Einfriedung des Klosters, im Wirtschaftshof, oder in das System des Schlosses geleitet werden konnte. Vor dem Ostflügel befand sich ein Abzweig für die Versorgung der Schlossküche im Südflügel, von wo später auch die Brunnenanlage im südlichen Teil des Schlossgartens (Parks) versorgt wurde.

Ein anderer Rohrstrang querte Ostflügel und Innenhof und verlief dann unter dem Westflügel zur westlichen Außenseite der Anlage, wo mit dem Wasser die Plattenkanäle der Aborte gespült werden konnten. Die gemauerten Fallschächte der Aborte befanden sich an der Ost-, Süd- und Westfassade. Lediglich die Türgewände der Aborte in den jetzigen Außenwänden blieben erhalten (siehe Foto: Westflügel Raum 124.4 links). Ein derartiges System war für diese Zeit als außerordentlich modern anzusehen. Es war der Vorläufer der in größeren Städten Mitte des 19. Jahrhunderts eingeführten Schwemmkanalisation.
Das von den Dächern fallende Wasser wurde ebenso über die steinernen Rinnen im Innenhof, die heute wieder freiliegen, in die unterirdischen Abortkanäle geleitet. Dadurch wurden Keller und Kreuzgänge trocken gehalten.

Während der landgräflichen Nutzung im 16. Jahrhundert wurden die Räume mit Kachelöfen beheizt. Beleg dafür sind Trümmer, die zusammen mit anderem Bauschutt über den Gewölben der Kreuzgänge gefunden wurden. Kachelteile aus dem 15. und 14. Jahrhundert lassen darauf schließen, dass viele unterschiedliche Öfen bis in das frühe 17. Jahrhundert nebeneinander im Kloster bzw. dem späteren Schloss genutzt worden sein müssen. Die Fenster besaßen Verglasungen mit bleigefassten runden Butzenscheiben.

Im Oktober 1616 steht in einem Bericht an den Landgrafen Moritz, die Umbauten betreffend: Das Paar solle sich mit „dero älteren Gemächern“ zufrieden geben; das dortige „Frauenzimmer“ sei zwar „etwas zerrüttet“, weil der Ofen wegen des neuen Brandgiebels fehle aber ein Kamin sei vorhanden und jedes Zimmer zur Not bewohnbar.

Beheizt wurden die Gemächer dann mit Kachelöfen, die über sogenannte Vorgelege von den Galerien (die sich über den Kreuzgängen befinden) aus versorgt wurden, um die Räume rauchfrei zu halten.
Während sämtliche Öfen heute verschwunden sind, haben sich in der Galerie des Ostflügels noch zwei dieser Vorgelege erhalten.
In der jüngeren Vergangenheit wurden die Räume der Wohnungen, die nach dem 2. Weltkrieg als Ersatzunterkünfte entstanden, mit Öfen und Küchenherden beheizt, die weitgehend an die mehr oder minder historischen Schornsteine angeschlossen waren.

Für die Neuplanung der klösterlichen Heizanlage im Rahmen der Sanierung seit 1985 mussten strenge konservatorische Anforderungen an das Heizsystem berücksichtigt werden. Es durfte die Raumwirkung nicht stören, die Bausubstanz nicht schädigen und sollte ein Raumklima mit gleichmäßiger Temperatur über das ganze Jahr für alle Räume gewährleisten. Besonderes Augenmerk galt dem „Engelsaal“, der zur Sicherung der bemalten Holzdecke mit einem dafür verträglichen Raumklima zu versorgen ist. Zusätzlich wurde von dem System gefordert, die Mauerwerkstrocknung zu begünstigen. Neben all diesem musste nicht zuletzt noch das Wohlbefinden der Nutzer berücksichtigt werden.
Die Voruntersuchungen der Planungsgruppe ergab, dass die sehr komplexen konservatorischen Forderungen von herkömmlichen Heizsystemen nicht erfüllt werden konnten.

Eine Temperieranlage, bekannt aus denkmalgeschützten Gebäuden und Museen in Bayern, kam den Anforderungen am nächsten. Das Kloster bekam ein auf die unterschiedlichen räumlichen Bedingungen des Bauwerks abgestimmtes differenziertes System der Temperierung der Gebäudehüllen. Bei dieser Anlage erfolgt eine Verlagerung der Heizflächen an die wärmeabgebenden Außenbauteile, das bedeutet sowohl eine Einbindung der Heizflächen in den Baukörper als auch eine Ausnutzung der thermischen Raumluftströmung zur Beheizung der kalten Außenwandflächen.


In allen Räumen, wo es Bausubstanz und archäologischer Bestandschutz zuließen, wurde Fußbodenheizung installiert. In anderen Bereichen wurde eine mit Elementen der Fußbodenheizung kombinierte Temperierung mittels eines Temperierungsbandes an den Wänden, knapp über dem Fußboden angebracht, sowie zusätzliche Heizkörper für die häufig genutzten Räume und die Wohnung des Hausverwalters. Außerdem wurden Warmwasser führende Rohre in Form eines Handlaufs zur Wandbeheizung installiert (siehe Foto).
Die sehr vereinfachte Beschreibung verschweigt das höchst komplizierte regelungstechnische Heiz- und Überwachungssystem, welches die verschiedenen Anforderungen der Räume und Sicherheitsmaßnahmen erfüllt.

Der Bereich der Lüftungstechnik ist ebenso über ein programmierbares Steuerungs- und Überwachungssystem abgesichert. Vier Lüftungssysteme (Küche, Nassräume, 2 Toilettenblöcke) sorgen für den Austausch der Luft.

Da das Kloster zu einem großen Teil für Tagungen und Seminare genutzt wird, sind die technischen Voraussetzungen für Kommunikation mit der Außenwelt und Präsentation in den Tagungsräumen vorhanden. Neben Telefon, Faxgeräten, Internetanschlüssen bzw. Internet per WLAN (Wireless Local Areal Network = Örtlich begrenztes Funk-Netzwerk), Fernseh- und Radioempfang können transportable Beschallungsanlagen, bestehend aus Verstärkereinheit, Lautsprecher, Mikrofon sowie Sende- und Empfangseinheiten für eine Simultanübersetzung für maximal zwei Fremdsprachen genutzt werden.

Auf Grundlage der gesetzlichen Bestimmungen wurde ein Brandschutzkonzept entwickelt, das das Brandentstehungsrisiko so weit wie möglich minimiert und die Rettung von Menschen im Falle eines Brandes sicherstellt. Auch hier werden an die Technik höchste Anforderungen gestellt. Brandmeldeanlagen und Frühwarnsysteme werden stets auf dem neuesten Stand gehalten.

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Benutzte Literatur und Quellen
    • KLOSTER, SCHLOSS UND DOMÄNE HEYDAU , Herausgeber : Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Förderverein Kloster Haydau e.V., Deutsche Stiftung Denkmalschutz, 2002, mit Beiträgen von Gerd Belk, Klaus Böttger, Reinhard Gross, Dieter Haberland, Dietrich Junkermann, Niklot Klüßendorf, Karin Kraus, Ellen Kringstad, Günter Laartz, Klaus Rupp, Susanne Silbernagel, Helmut Spitze, Katharina Thiersch, Wolfhard Vahl, Hella Wimmel
    • Bergmann, Waltari: TAUSENDJÄHRIGES MORSCHEN, Herausgeber: Gemeinde Morschen , 1985
    • Gross, Reinhard, und Rohrmüller, Marc: DIE GESCHICHTE DER SCHMELZSCHEN POSTHALTEREI AN DER HAYDAU, Broschüre
    • KARTENUNTERLAGEN beim Katasteramt Melsungen (jetzt Amt für Bodenmanagement Homberg/Efze)
    • KIRCHENBÜCHER der Kirchengemeinde Altmorschen
    • KLOSTERBRIEFE ab 1998, Herausgeber Förderverein Kloster Haydau e.V.
    • DAS KLOSTER HAYDAU, Broschüre der B.Braun AG
    • HOTEL KLOSTER HAYDAU - Seminare und Tagungen, Hotel-Broschüre
    • Schlede, Jörn: DIE KLOSTERKIRCHE, Beitrag auf der Internetseite www.kloster-haydau.de
    • Wohlgemuth, Otto: MORSCHEN IM 20. JAHRHUNDERT – SIEBEN DÖRFER IN BEWEGTEN ZEITEN, EIGENVERLAG, 2000
              Anmerkung:
              Zum Teil wurden aus diesen Quellen ganze Passagen im Wortlaut übernommen. Der besseren Lesbarkeit wegen wurde in diesem Klosterführer auf die sonst übliche Kennzeichnung als Zitat verzichtet.